Veränderte Hirnabläufe sind der Grund dafür, dass traumatisierte Menschen destruktive und schmerzhafte Verhaltensmuster wiederholen. Das Muster wird zu einem Zwang- dem Wiederholungszwang. Deswegen geraten viele Menschen auch immer wieder an den gleichen Typ – Partner, z.B. einen Narzissten. Bis Sie ihr Muster erkennen und dieses unterbrechen um etwas Neues zu lernen. Der Impuls sich selber schmerzhaften Gedanken auszusetzen kann auf unverarbeitete Traumata der Kindheit hinweisen.
Geprägt wurde der Begriff von Siegmund Freud.
Der Wiederholungszwang ist meistens eine Traumafolge
Viele Menschen wirken fremdbestimmt. Sie rackern sich ab. Sie machen kaum Pause. Sie haben ständig das Gefühl sich beweisen zu müssen. Und sie halten Ruhe nicht aus. Auch kann es durchaus sein, dass sie durch ihre permanente Geschäftigkeit Probleme in ihren Beziehungen haben. Jedenfalls wiederholt sich ihr Verhalten.
Hinter diesem Verhalten liegt oftmals ein einschneidendes Erlebnis oder ein Trauma mit einer Botschaft, die sich seither zwanghaft wiederholt. Z.B. tue mehr oder stell dich nicht so an oder oder oder… auf jeden Fall wird dadurch ein Wiederholungszwang ausgebildet.
Traumata der Kindheit spielen eine große Rolle
Wenn wir immer wieder denselben Fehler wiederholen, z.b. uns den gleichen Partner anlachen, füttert diese Wiederholung gleichzeitig auch unseren Wunsch nach Bestätigung einer negativen Grundannahme. Häufig haben Menschen die Grundannahme, nur über Leistung Liebe und Anerkennung zu erfahren.
Oder Sie glauben, sie müssten ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen, sich regelrecht aufopfern für andere, um in den verdienten Genuss von Liebe und Anerkennung zu kommen. Zurückzuführen ist dieses Denken auch auf übernommene Gaubenssätze, resultierend aus belastenenden bzw. traumatischen Prägungen, die wir mit unseren engsten Bezugspersonen gemacht haben.
Betroffene werden häufig als beratungsresistent wahrgenommen
Manchmal wiederholen die Menschen ihren Zwang solange bis das Thema gelöst ist. Des Öfteren aber lässt die Einsicht jedoch auch auf sich warten. Manchmal dauert es ein ganzes Leben und hört erst auf, wenn man einen Zettel am Fuß hat. Es scheint, als wären sie nicht in der Lage den ein oder anderen Hinweis von Außen anzunehmen. Man bezeichnet solche Menschen gerne mal als beratungsresistent.
In Selbsthilfeforen oder in den sozialen Medien, tummeln sich viele Betroffene, die um Rat fragen, aber scheinbar nicht im Stande sind, die Tipps und Ratschläge anderer anzunehmen. Das Muster wiederholt sich permament. Man spricht auch von kalibrierten Schleifen in diesem Zusammenhang.
Der Wiederholungszwang zeigt sich oft in der Partnerwahl
So suchen sich traumatisierte Menschen oft Partner mit ähnlichem Hintergrund, oder aber auch Partner, die Verhaltensmuster aufweisen, wie die Person, die sie traumatisiert hat. Das heißt also auch, dass der Partner eine Projektionsfläche für bereits Erlebtes ist (also ein Spiegel) und nicht wie angenommen der Verursacher.
Dieses wiederholte Aufsuchen von Partnern mit ähnlichen Mustern nennt man auch Traumabonding. Man sucht sich diese Menschen, weil ihr Verhalten so vertraut auf einen wirkt, auch wenn diese Menschen sich vermutlich nur so verhalten, weil sie in ihrer Kindheit auf eine ähnliche Art und Weise traumatisiert wurden.
Mitgefühl für sich und andere ist oft Mangelware
Veränderte Hirnabläufe sind der Grund dafür, daß traumatisierten Menschen der einfühlsame Umgang mit ihrer Umgebung oft nicht gelingt. Sie haben Schwierigkeiten die alltäglichen Herausforderungen des Lebens zu meistern, weil es ihnen an Fähigkeiten der Selbstregulation fehlt. Ihr Vagus Nerv arbeitet nicht richtig und der Sympathikus ist dauer erregt.
Sie reagieren hypersensibel auf ihr Umfeld und fühlen sich schnell überfordert oder bedroht. Sie sind leicht kränkbar und tun sich schwer damit Menschen zu akzeptieren, die die Dinge anders sehen, als sie selbst. Dieses Verhalten wird auch als Hypervigilanz bezeichnet. Eine der Folgen ist der Verlust der Empathie, für sich und andere.
Betroffenen fällt es schwer aus ihren Erfahrungen zu lernen
Deshalb neigen sie zu Suchtverhalten und zur Wiederholung ihrer schädigenden Verhaltensmuster. Sie scheinen nicht dazu in der Lage zu sein aus ihren Erfahrungen zu lernen. Auch geben Sie anderen die Schuld an ihrem Wiederholungszwang, weil sie nichts anderes kennen und ihr Verhalten daher als normal betrachten, ähnliches wird auch bei ADHSlern beobachtet.
Generell fällt es uns bei Menschen mit einer körperlichen Behinderung viel leichter Mitgefühl zu haben, als bei Menschen, die sich im sozialen Kontext nicht so verhalten, wie wir es kennen, erwarten und voraussetzen, auch wenn diese sich vermutlich auf eine ähnliche Weise verhalten, wie wir es tun.
Vom Opfer zum Täter
Von Menschen mit stark vermeidenden Bindungsmustern fühlen wir uns herabgesetzt. Also machen wir sie zu Tätern, indem wir sie so nennen. Sie irritieren uns und sehen uns nicht so, wie wir von ihnen gesehen werden wollen. Wir erkennen nicht bzw. verdrängen es, daß sich da das eigene Gefühl der Wertlosigkeit zeigt und daß die Menschen im Außen dabei nur die Triggerfunktion übernehmen. Im Grunde genommen betreiben wir Self-Gaslighting
Hätten wir den Zweifel am eigenen Wert nicht in uns, dann würde das Verhalten der anderen unser Wohlbefinden bei weitem nicht so beeinträchtigen können und wir würden uns vermutlich nicht so stark in der Opferrolle sehen.
Niemand kommt als Narzisst zur Welt
Wir sollten uns jedenfalls immer wieder klar machen, dass kein Mensch mit einer Persönlichkeitsstörung auf die Welt kommt, zumal ich persönlich den Begriff nicht hilfreich finde, um das Verhalten eines Menschen zu beschreiben. Die Persönlichkeitsstörung ist aus einstmals sinnvollen und notwendigen Anpassungsversuchen entstanden, die deshalb zu Automatismen geworden sind, weil sie in einer Zeit stattgefunden haben, in der die Hirnentwicklung noch nicht abgeschlossen war. Das heißt auch Narzissten unterliegen dem Wiederholungzwang.
Sich abgrenzen von Menschen, die ein Muster wiederholen ist wichtig
Natürlich dürfen (und sollten!) wir Grenzen setzen und destruktive Verhaltensweisen nicht tolerieren, aber Verurteilung und Hass sind nicht nur unangebracht, sie zeugen auch von unseren eigenen offenen Verletzungsebenen und sie verbauen die Wege und Möglichkeiten der Heilung für alle Beteiligten.
Mitgefühl für sich selbst und andere zu haben ist eine Qualität, die wir pflegen sollten, denn sie ist unverzichtbar, wenn wir uns unserem ursprünglichen authentischen Sein wieder annähern wollen. Zu erwarten jedoch, dass andere genauso mitfühlen wie wir oder unser Mitgefühl davon abhängig zu machen, hat relativ wenig mit echtem Mitgefühl zu tun.
Möglicherweise wiederholt sich da auch ein Muster. Vielleicht erwarten wir einfach zuviel. Vielleicht fällt es uns deswegen so schwer Menschen zu akzeptieren, die weniger mitfühlen, als man selbst. Und vielleicht ist es auch ein Wiederholungszwang andere als Narzissten zu betiteln, die einem spiegeln, wie man sich selbst behandelt, bis man anfängt liebevoller zu sich selbst zu sein.
© Daniel Brodersen