Lieber Klausi,
weißt Du, diese „Aber Du“ Schlagabtäusche, haben es in sich. Ich erkenn was bei dir und übersehe dasselbe in mir. Ich sehe deinen Widerstand, erkenne aber nicht, was in mir stattfindet. Ich bin quasi erblindet und fühle mich viel zu oft stets im Recht.
Du sagst was du sagst. Ich höre, was ich höre.
Neulichs als wir leichten Zoff hatten und ich gehofft hab, Du würdest mir endlich bis zum Ende zuhören, verkannte ich, dass auch ich dich beim Ausreden störte, dir also auch nicht bis zum Ende zuhörte, obwohl ich in dem Moment schwören hätte können, es getan zu haben. Ich wurde getriggert und habe es nicht gemerkt, erst als du getriggert warst hab ich es gesehen – konnte deine Reaktion jedoch nicht sofort verstehen.
Immer wenn ich mich angegriffen fühle, verfalle ich in meine Abwehrmechanismen, ohne dass du mich tatsächlich angegriffen hast. Du hast gesagt, was du gesagt hast. Und ich habe gehört, was ich gehört hab. Da ich dir aber nicht bis zum Ende zugehört habe, habe ich am Ende bloß auf das geantwortet, was ich gehört hab, aber nicht mehr auf das, was du schlussendlich gesagt hast.
Recht bekommen heißt nicht „Im Recht zu sein“
Leider erkenne ich dieses Muster oft zu spät, weil es dann nicht mehr zu ändern ist und wir schon ein Wortgefecht angezettelt haben, was oft erst aufhört, wenn einer von uns beiden dem anderen recht gegeben hat – oder die Schuld auf sich genommen hat, wie es manch einer im Internet behaupten würde.
Zum Glück können wir kurz darauf darüber reden und statt uns weiter aufzuregen sogar darüber lachen, um anschließend LIEBE miteinander zu machen. Und trotzdem ist es anstrengend inmitten dieser Klarheit, aber es ist wirklich die Wahrheit – Beziehung ist immer ein bisschen Arbeit. Aber entweder man ist es sich wert oder es ist halt verkehrt – nur dann sucht man halt solange bis man tot ist und stirbt als einsame Jungfrau, statt gelebt zu haben, was ja passieren kann, wenn man sich reibt.
Nur durch Schmerzen scheine ich zu lernen
Ja, du bist es mir wert, auch wenn unsere Auseinandersetzungen oft an meinen Nerven zerren, aber nur durch Schmerzen scheine ich zu lernen. Ja es tut irre weh. Aber immerhin kann es heilen. Und dank dir finde ich immer mehr zu mir.
Ich weiß sehr wohl, dass manch einer das, was wir haben als toxisch bezeichnen würde. Meine Therapeutin sagte, man begegnet immer dem Richtigen bzw. der Person von der man am meisten lernen kann. Durch deine radikale Ehrlichkeit lerne ich zu wachsen. Ich laufe nicht mehr weg. Hat ja eh keinen Zweck, denn wer sagt, dass es woanders besser ist?
Nicht nur Du, sondern auch ich, muss was für unsere Liebe tun.
Ich sehe unsere Beziehung also nicht als toxisch oder hochgradig narzisstisch, sondern als intensiv und lehrreich – quasi als weitere Hürde zum erfüllten Glück. Und Nein ich will nicht zum Anfang zurück. Ich idealisiere nicht die schöne Anfangszeit, denn ich bin für den nächsten Schritt bereit. Ich hoffe doch, du kommst mit mir mit. Und nun erkenne ich – nicht nur Du, sondern auch ich, muss was für unsere Liebe tun.
In Liebe
Deine Mausi
PS: Im Außen wird man nicht glücklich, wenn man es nicht schon im Inneren ist.