Ob eine Beziehung toxisch ist, ist nicht immer leicht zu erkennen, vor allem nicht für diejenigen, die gerade darin stecken. Das liegt mitunter auch an den eigenen Mustern und der Gewohnheit. Und ehe man sich versieht, entsteht eine Dynamik, die ohne Hilfe von Außen oft nicht zu kitten ist.
Gerade zu Beginn der Partnerschaft wirkt immer noch alles perfekt, bis sich dann bei Betroffenen irgendwann das Gefühl einschleicht: Irgendetwas stimmt hier nicht. Wenn die Beziehung nur noch energieraubend ist, dann ist das ein Zeichen dafür, dass Du genauer hinschauen solltest.
An diesen Verhaltensweisen erkennst du, ob deine Beziehung toxisch ist
Ist deine Beziehung toxisch? Schauen wir uns die Parameter einmal an. Ein Partner missachtet die Regeln des anderen und umgekehrt, will man meinen. Der Streit ums Recht haben geht auf Kosten der Liebe und verbreitet am Ende Angst. Aber schau selbst ob das eine oder andere zu trifft.
- Man kann es dem Partner/der Partnerin nie recht machen: Egal wie sehr man sich angestrengt, immer wieder macht der andere Part in der Beziehung Vorwürfe, die einen an den eigenen Fähigkeiten oder dem eigenen Wert zweifeln lassen.
- Extreme Stimmungsschwankungen: Man kann nie wissen, auf welchem Fuß man den Partner oder die Partnerin gerade erwischt. Im einen Moment überschüttet die Person die andere mit Liebesbekundungen, im nächsten wird er oder sie total aufbrausend.
- Man kann nicht man selbst sein: Um von dem Partner oder der Partnerin akzeptiert und bestätigt zu werden, muss man sich gefühlt komplett verbiegen und vorspielen, eine andere Person zu sein, als man eigentlich ist
- Isolation: Es finden kaum noch Treffen mit Freund:innen statt – zum Beispiel, weil Eifersuchtsgefühle eine Rolle spielen
- Egoismus: Ständig dreht es sich nur um die Probleme und Wünsche des anderen Partners/der Partnerin. Es wird kaum bis gar kein Interesse an der anderen Person gezeigt.
Kindliche Bedürfnisse auf Kindische Art durchgesetzt – sorgen für Beziehungen die toxisch sind
Die wenigsten Missbrauchstaten und Kontrollversuche geschehen aus der Absicht heraus, dem anderen zu schaden. Meistens zeigt sich bei all diesen Strategien das bedürftige und verletzte innere Kind, welches sich mal wieder zu schützen versucht, indem es rebelliert und ein Beziehungsende riskiert.
Was heißt das genau?
Das heißt, wenn zwei Partner/innen sich streiten, kann man einerseits vom toxischen Kreislauf einer narzisstisch-Co-abhängigen Opfer-Täter-Dynamik sprechen oder aber von zwei verletzten inneren Kindern, die sich zeigen, die rebellieren und ein Beziehungsende riskieren, indem sie mal wieder ein Drama forcieren und sämtliche Regeln des Anstands und der Vernunft ignorieren.
Im Kindesalter mag die ein oder andere Strategie noch verständlich oder genial, da überlebensnotwendig. Jedoch sind diese Strategien in einer Beziehung zwischen zwei erwachsenen Menschen eher toxisch und wenig erwachsen.
Toxische Beziehungsmuster sind kindische Bewältigungsmuster um kindliche Bedürfnisse zu befriedigen
Zwei Menschen mit antrainierten Schutzstrategien schaffen sich somit selbst ein Co-abhängiges
System, in dem sowohl der verantwortungsvolle Umgang mit dem inneren Kind einen Mangel
darstellt, als auch der liebevolle Umgang mit dem Außen (insbesondere, dem Partner und dessen
innerem Kind) immer wieder kränkelt.
Die eigenen Bedürfnisse werden somit häufig über die des anderen gestellt. Ob da jetzt Narzissmus drauf steht oder ein anderes toxisches Muster ist vollkommen irrelevant.
Als toxische Muster anzusehen sind folgende Verhaltensweisen
Wenn ein Beziehung toxisch ist oder erscheint, erkennt man das an den folgenden Verhaltensmuster bzw. -weisen:
- Spöttische Bemerkungen
- Selbsterhöhung
- Missbilligende Seufzer
- Emotional oder finanziell unentbehrlich sein
- Schmollen, eingeschnappt sein
- Dem Partner zu Gefallen sein
- Den Partner mit Psychogelaber nerven
- Den Partner zwingen Therapie zu machen
- Sexuelle Verweigerung
- Rhetorische Fragen stellen, auf die es nur eine Antwort geben kann
- Dem anderen Recht geben um Ruhe zu haben
- Mit Selbstmord drohen
- Nachgeben, sich selbst aufgeben, einfach mitziehen
- Entzug der finanziellen Unterstützung
- Nicht um das bitten, was ich möchte; das
- was ich möchte beiseite stellen
- Bloßstellung vor anderen
- Dem anderen schmeicheln
- Komplimente zollen, die nicht ernst gemeint sind
- Einen Nervenzusammenbruch haben
- Absichtliches falsch verstehen
- Nett sein, selbst wenn nicht so empfunden wird
- Dem anderen drohen ihm was anzutun
- Geschenke geben, die einen Haken haben
- Standpauken halten
- Verführerisch sein
- Ratschläge geben
- Selbstabwertung
- Den anderen für verrückt erklären
- Halbwahrheiten erzählen
- Vor Wut schäumen
- Gegenstände zerbrechen, zerschlagen
- Gefühlsausbrüche
- Zorn
- Sich wie ein Alleswisser verhalten
- Schroff werden
- Erklären, rechtfertigen
- Stiller, wütender Rückzug
- bevormunden
- klugscheißen
- belehren
- bestechen
- überzeugen, überreden
- augenrollen
- moralisieren
- lügen
- streiten
- brüllen
- leugnen
- retten
- nörgeln
- ausfragen
- schlagen, prügeln
- unterbrechen
- gemein werden
- lügen
- demütigen
- kritisieren
- verurteilen
- sticheln
- Anderen ihre Gefühle ausreden
- Anklagen, Schuld zuweisen
- Anderen einreden, sie würden sich irren
- Tränen der Anklage, Selbstmitleid
- Mit Gegenständen werfen
- Gefühle verletzend und anklagend ausdrücken
- Trennung oder Trennungsandrohung
- Sarkasmus
- Bagatellisieren, verharmlosen
- Finstere Blicke werfen
- Mit den Schultern zucken
- Vergleiche anstellen
- Die Augenbraue heben
- Das Thema wechseln
- Ständig von sich ablenken
- Die Wahrheit zurückhalten
- Ständig alles auf sich beziehen
- Halbwahrheiten erzählen
- Alles analysieren
- Verabsolutieren
- Vergewaltigung
- Selbstgerecht werden
- Zensur der eigenen Wünsche
- Eine Haltung der Überlegenheit annehmen
- Die Wünsche des anderen ins Lächerliche ziehen
Heilungsprozesse wenn die Beziehung toxisch ist
Sämtliche Heilungsprozesse erfordern einen Wechsel von der äußeren zur inneren Motivation.
Wenn wir uns die Frage stellen, ob wir liebevoll mit uns selbst umgehen, müssen wir den Blick nach
innen richten, uns einen Überblick verschaffen über alles, was wir sehen und für alles, was wir
erfahren.
Das heißt, wir müssen die Verantwortung übernehmen und bereit sein, die Schuld
loszulassen und damit den Selbstschutz durch die Selbstfürsorge ersetzen, also genau schauen, was
wir gerade brauchen und was uns gerade wichtig ist. Auch kann Vergebung dabei helfen, inneren Frieden mit sich und der Situation zu schließen.
Der Dialog mit dem inneren Kind
Wir brauchen den Dialog mit unserem inneren Kind. Und dafür müssen wir den liebevollen Erwachsenen in uns entdecken. Dieser gesunde Erwachsene in uns ist der rationale und wenig emotionale Anteil in uns, der die Situation zu unseren Gunsten händeln kann und für eine friedliche Lösung sorgt.
Der Erwachsene verhält sich jederzeit korrekt
Ihr Erwachsener wird niemals etwas zu viel oder zu wenig tun. Zudem urteilt er nicht. Er weiß, was er zu tun hat, fühlt sich nicht ausgeschlossen, ist nicht neidisch, eifersüchtig oder fühlt sich getrennt.
Der Erwachsene wird
- niemals derjenige sein, der sauer ist, weil etwas nicht ist, wie er es will.
- niemals hinter dem Rücken eines anderen reden, um verletzend zu sein.
- sich auf keinerlei Drama einlassen.
- niemals sein ganzes Geld ausgeben.
- keine Angst haben.
- niemals derjenige sein, der keine Hoffnung hat.
- niemals aufhören, weil er Angst vor Erfolg oder Niederlagen hat.
Fazit zu einer toxischen Beziehung und dem Ändern des Verhalten
Erwachsenes Verhalten ist gesund und funktional, während kindisches Verhalten eher toxisch und dysfunktional ist und jede Beziehung zum Scheitern verurteilt.
Autor: Daniel Brodersen