Die Toxische Scham zeigt uns alle Arten von Verletzungen auf, die uns in unserer Kindheit wiederfahren sind. Sie entsteht durch massive Grenzüberschreitungen unseres Umfelds.
Die Gesunde Scham ist wichtig für unsere Entwicklung
Gesunde Scham lässt uns deutlich spüren, ob Verhaltensweisen eigenen oder fremden Erwartungen, Normen und Grenzen entsprechen. Daher ist ein gesundes Schamgefühl im gesellschaftlichen Miteinander ein wichtiges Gefühl. Es fördert unsere Entwicklung als soziale Wesen. Und sie hilft uns zu erkennen, wann wir eine Grenze überschritten haben. Sie sorgt auch dafür, dass wir unsere eigenen Grenzen sowie die der anderen wahren können.
Krankhafte Scham dagegen entsteht durch massive Grenzüberschreitungen unseres Umfeldes.
Die Krankhafte Scham ist der Wesenskern eines jeden verletzten inneren Kind. Sie ist extrem schädlich und damit toxisch. Sie wird daher auch als toxische Scham bezeichnet. Das Kind welches sich nicht wehren kann gegen diese Gefühle, liegt im dreckigen Graben und verkümmert.
Toxische Scham ist kein Gefühl, das kommt und geht. Sie ist vielmehr ein chronischer Zustand. Wie ein Wesenskern oder ein Persönlichkeitsstil wird sie zur Identität und begleitet jegliches Denken, Fühlen und Handeln.
John Brad Shaw
Von Außen verursachte Schamgefühle verursachen oft auch toxische Beziehungen
Wenn ein Säugling zur Welt kommt und nicht das Gefühl vermittelt bekommt, willkommen zu sein, entwickelt er Schamgefühle. Er schämt sich für sich selbst. Er, der vollkommen auf seine Mutter angewiesen ist, der noch kein eigenes ICH- entwickelt hat, der absolut abhängig ist, der abgewiesen wird oder emotional total vernachlässigt. Der Säugling bekommt viel mehr mit, als viele Menschen denken. Viele Eltern versuchen stark für ihre Kinder zu sein und unterdrücken ihre eigenen Emotionen. Sie vermitteln einem Kind dadurch, dass Gefühle schlecht sind und nicht gezeigt werden dürfen. Eltern machen das nicht um dem Kind zu schaden. Sie machen es, weil sie sich einerseits selbst für ihre Gefühle schämen und weil sie es nicht besser wissen, geschweige denn anders erfahren haben. Wenn man sich für seine eigenen Gefühle schämt, spricht man von krankhafter toxischer Scham.
Toxische Scham entsteht in der Kindheit
Zwischen dem 9. Lebensmonat und 3. Lebensjahr durchläuft das Kind die sogenannte narzisstische Phase, wo es, wenn alles gut läuft, einen gesunden Narzissmus (stabilen Selbstwert) entwickeln kann. Wird das Kind in dieser Entwicklung frustriert, entsteht bei dem Kind die sogenannte narzisstische Wunde. Auch emotionaler, sexueller oder körperlicher Missbrauch führen zu schlimmsten Verletzungen der Seele und begünstigen die toxische Scham. Das Kind agiert fortan bedürftig und extrem verängstigt. Es fängt dann an sich für sich selbst zu schämen und entwickelt neben der toxischen Scham auch toxische Verhaltensmuster.
John Bradshaw schrieb über die toxische Scham einen meditativen Text, der sinnbildlich für alle Verletzungen steht, die einem Kind beigebracht werden können.
Den Originalen Text findest Du in diesem Buch
Die toxische Scham
Ich war bei deiner Zeugung dabei
Im Adrenalin der Scham deiner Mutter
Du hast mich in der Flüssigkeit der Gebärmutter deiner Mutter gespürt
Ich bin über dich gekommen, als du laufen lerntest
Als du mir ausgeliefert warst.
Als du noch verletzlich und bedürftig warst.
Als du noch keine Grenzen kanntest.
Mein Name ist Toxische Scham
Ich bin über dich gekommen, als du noch verzaubert warst
Als du noch gar nicht wissen konntest, dass ich da war
Ich habe deine Seele gespalten
Ich habe dich bis zum Kern durchbohrt
Ich habe dir das Gefühl vermittelt, unvollständig und minderwertig zu sein
Ich habe dir Gefühle des Misstrauens und des Zweifels vermittelt,
dir eingeredet, dass du hässlich, dumm und minderwertig bist
Ich habe dafür gesorgt, dass du dich anders fühlst als die anderen Menschen
Ich habe dir gesagt, dass mit dir etwas nicht stimmt
Ich hab dir gesagt, dass Gefühle etwas Verbotenes sind und du verstoßen wirst
wenn du dich trotz Verbot zu fühlen anfängst zu fühlen
Ich habe deine Gottähnlichkeit besudelt
Mein Name ist toxische Scham
Ich war schon da, bevor du ein Bewusstsein hattest
Bevor du Schuldgefühle hattest
Bevor du Moral kanntest
Ich bin das alles beherrschende Gefühl
Ich bin die innere Stimme, die dir Worte der Verdammnis ins Ohr flüstert
Ich bin das innere Schaudern, das dich unvermittelt überfällt
ohne dass du seelisch darauf vorbereitet bist
Mein Name ist toxische Scham
Ich lebe im Verborgenen
Aus den tiefen, feuchten Ufern der Finsternis, der Depression und der Verzweiflung
Ich schleiche mich an dich an, ich überfalle dich, wenn du am wenigsten
darauf vorbereitet bist, ich komme durch die Hintertür
Ich komme ohne Einladung, unerwünscht, heimtückisch ohne Vorwarnung
Ich bin plötzlich da
Ich bin der erste, der ankommt
Ich war schon da, als die Zeit begann
Bei Vater Adam und Mutter Eva
Bei Kain, dem Bruder
Ich war beim Turmbau zu Babel dabei, und als die Unschuldigen
hingemetzelt wurden
Mein Name ist toxische Scham
Ich komme von den schamlosen Versorgen, vom Verlassenwerden
von der Lächerlichkeit, dem seelischen und körperlichen Missbrauch, der emotionalen Vernachlässigung, von perfektionistischen Systemen,
die nur den Zweck der Einstufung und Bewertung erfüllen
die den Konkurrenzkampf schüren und dir den Hals zu schnüren
Und die dir sagen, dass du nie genug sein wirst, egal wie sehr du dich bemühst
Ich beziehe meine Kraft aus der schockierenden Intensität
der Wut des Vaters oder der Mutter
Aus den grausamen Bemerkungen des Geschwisters
Aus dem Hohn und den Demütigungen anderer Kinder
Aus dem ungelenken Bild, das dich aus den Spiegeln anschaut
Aus der Berührung, die unangenehm ist und Angst macht
Aus dem Klaps, dem Kneifen, dem Schütteln, dass das Vertrauen erschüttert
Ich werde stärker durch den Rassisten, den faschistischen Mob,
durch eine sexistische Kultur, die nach Vorbildern sucht und keine findet
und deswegen Magermilchmodels nimmt, die dir suggeriert
wie du zu sein hast und wie du sein sollst, wenn du nicht das bist, was sie vorgeben
Wenn du von selbstgerechten, bigotten, fanatischen, religiösen Menschen
verdammt oder verflucht wirst
Durch die Angst und den Druck in der Schule
Durch die Scheinheiligkeit der Politiker
Durch die Wilkür der Behörden
Durch die Scham, die über viele Generationen hinweg gestörte Familiensysteme
bestimmt hat.
Mein Name ist toxische Scham
Ich kann eine Frau, einen Juden, einen Schwarzen, einen Homosexuellen, einen Orientalen,
ein kostbares Kind in ein Miststück, einen Itzig, einen Nigger, einen Schwulen,
eine Tunte oder einen egozentrischen kleinen Scheißer verwandeln
Ich kann aus Gold ein Krebsgeschwür machen
Ich kann chronische Schmerzen verursachen
Schmerzen, die nie nachlassen
Ich bin der Jäger, der dich Tag und Nacht verfolgt
Tag für Tag und überall
Ich kenne keine Grenzen
Du versuchst dich vor mir zu verstecken
Aber du schaffst es nicht
Denn ich lebe in dir
ich sorge dafür, dass du jede Hoffnung verlierst
So als gäbe es keinen Ausweg mehr
Mein Name ist toxische Scham
Die Schmerzen, die ich dir bereite, sind so unerträglich, dass du mich
an andere weitergeben musst
Du erreichst das durch Kontrolle, Perfektionismus, Verachtung, Kritik,
Tadel, Neid, Veurteilung. Macht und Zorn
Die Schmerzen, die ich dir bereite, sind so intensiv, dass du kaum Atmen kannst
Ich sorge für Beklemmung in dir, für Panik, Schweiß und Haltungsschwäche
Du bist gezwungen mich zu verdecken mit Süchten, starren Rollen, Wiederholungszwängen,
und unbewussten Abwehrmechanismen
Du nennst andere Narzissten, während du selbst narzisstisch bist
Die Schmerzen, die ich dir bereite, sind so intensiv, dass du dich betäuben musst,
damit du mich nicht mehr spüren kannst
Ich hab dich davon überzeugt, dass ich weg bin, dass ich gar nicht existiere
Und du spürst eine innere Leere, dein Herz friert
Mein Name ist toxische Scham
Ich bin der Wesenskern der Co- Abhängigkeit, der Identitätslosigkeit
Ich mach dich zum Opfer und Täter gleichermaßen
Ich bin die seelische Bankrotterklärung
Die Logik des Absurden
Ich bin der geliebte Verfolger, der dich missbraucht
den du aber brauchst und deswegen nicht hassen kannst, aus Angst seine Liebe zu verlieren
Ich bin der Wiederholungszwang
Ich bin der ewige Drang nach Anerkennung
Ich bin das Verbrechen, die Gewalttat, der Inzest, die Vergewaltigung
Ich bin der gefräßigste Schlund aller Süchte
Ich bin die Instabilität und die Lust
Ich bin Ahasver, der ewige Jude
Wagners fliegender Holländer
Dostojewskis Mann im Untergrund
Kierkegaards Verführer
Goethes Faust
Ich verwandle das, was du bist, in das, was du tust
und was du hast
Ich morde deine Seele, und Du gibst mich von einer Genration
an die andere weiter