Menschen, die traumatische Erlebnisse hatten, auch depressive Menschen oder unter akuter Belastungsreaktion stehende, weisen oft das Symptom der emotionalen Taubheit, das Numbing, auf. Dieses wird auch als emotionale Erstarrung oder emotionales Erstarrungssymptom bezeichnet. Bei der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung wird dieses Symptom gern mit Empathiemangel erklärt.
Was versteht man unter Numbing?
Numbing ist ein Begriff, der in verschiedenen Kontexten verwendet wird und sich auf das Unterdrücken von Gefühlen, Empfindungen oder Schmerzen beziehen kann. Es beschreibt im Allgemeinen den Prozess oder das Verhalten, bei dem jemand versucht, emotionale oder körperliche Empfindungen zu blockieren oder zu betäuben. Hier sind einige der häufigsten Verwendungen und Hinweise des Begriffs „Numbing“:
- Emotionales Numbing : In der Psychologie und Psychiatrie bezieht sich „Emotionales Numbing“ auf eine Kunst von emotionaler Abstumpfung oder Entfremdung. Menschen, die unter extremem Stress, Trauma oder Depression leiden, können das Gefühl haben, dass ihre Emotionen „betäubt“ oder abgestumpft sind. Sie können Schwierigkeiten haben, Freude oder Trauer empfinden und sich emotional taub oder entfremdet fühlen.
- Emotionales Numbing in Beziehungen : In zwischenmenschlichen Beziehungen kann „Emotionales Numbing“ auftreten, wenn Menschen ihre Emotionen gegenüber ihren Partnern oder Angehörigen unterdrücken oder zurückhalten. Dies kann dazu führen, dass die Kommunikation und das Verständnis in der Beziehung leiden, da wichtige Gefühle nicht ausgedrückt werden.
- Selbstmedikation : Manche Menschen versuchen, ihre emotionalen Schmerzen oder Traumata durch den Missbrauch von Alkohol, Drogen oder anderen Substanzen zu betäuben. Dieses Verhalten wird oft als Form des Selbstmedikations-Numbings betrachtet, bei dem versucht wird, unerträgliche Gefühle zu unterdrücken.
Wie kommt es zu Numbing?
Numbing ist meistens eine adaptive Reaktion auf extremen Stress oder Trauma. Numbing hilft der traumatisierten Person vorübergehend zu überleben. Es ist also eine Schutzstrategie des Körpers. Numbing kann als Abspaltung verstanden werden.
Die traumatische Erfahrung genauso wie die posttraumatische Reaktion verursacht eine Neurotransmitter-Dysfunktion unter anderem im körpereigenen Opiodsystem, welche die emotionale Taubheit, die man auch als affektive Betäubung beschreiben kann, hervorruft. Auch ein niedriger Cortisolspiegel kann als körperliche Ursachen für Numbing in Frage kommen.
Die Betroffenen fühlen sich innerlich leer, stumpfen in ihren Emotionen ab und verlieren wie bei einer Anhedonie ihre Interessen. Lust- und Freudlosigkeit entwickelt sich und es kommt zu einem Gefühl der Entfremdung gegenüber den Mitmenschen und dem eigenen Leben.
Numbing tritt ebenso häufig bei Persönlichkeitsstörungen auf
Numbing ist ein Begleitsymptom bei verschiedenen Persönlichkeitsstörungen, wie beispielsweise der Borderlinestörung. Emotionale Taubheit kommt aber auch bei Erschöpfung bei chronischem Stress (z.B.) Burnout oder bei extremer Reizüberflutung vor.
Typische zu beobachtende Anzeichen der emotionalen Taubheit sind eine fehlende Mimik, ein starrer Gesichtsaudruck, fehlender Blickkontakt oder ein leerer Blick.
Differenzialdiagnostisch ist die Dissoziative Störung abzugrenzen, da es bei der emotionalen Taubheit nicht zu einer vollständigen Ausblendung/ Abspaltung der Realität kommt. Man nimmt das Außen lediglich durch einen undurchdringlichem Filter mit, wie in einem Film (Derealisation)
Nach Außen hin erscheinen diese Menschen als nicht empathisch
Nach außen erscheinen diese Menschen als nicht empathisch, d.h. nicht in der Lage die Gefühle anderer anzuerkennen oder sich in hinein zu versetzen. Sie sind aber sehr wohl in der Lage, die äußere Realität und auch den Gemütszustand anderer Menschen wahrzunehmen, sie können darauf aber nicht reagieren.
Es ist ihnen schlichtweg zu viel. Sie erkennen das Gefühl der anderen, fühlen es mitunter sogar, sind aber aufgrund des eigenen Gemütszustandes so sehr mit sich beschäftigt, dass es ihnen nicht möglich ist, zu reagieren, wie sich das Gegenüber das vielleicht wünscht. So ist der Vorwurf des Empathiemangels zwar durchaus nachzuvollziehen, aber in dem Falle nicht berechtigt.
Häufig wird narzisstisch akzentuierten Menschen fehlende Empathie nachgesagt. Leicht wird daraus eine Vorverurteilung, wenn man sich nicht um ein tieferes Verständnis bemüht. Generell wird bei Empathiemangel von Narzissmus oder Soziopathie ausgegangen – was leider ein Trugschluss ist, denn unter besonderen Umständen ist ein Narzisst zu Empathie fähig. Wie das funktioniert erfährst du hier:
Auch Narzissten können Empathie haben – gleichzeitig aber auch unter Numbing leiden
Gleichermaßen gilt festzuhalten, dass auch andere narzisstische Verhaltensweisen durch problematische Kindheitserfahrungen entstehen, genauso wie die emotionale Erstarrung und daraus resultierende Abstumpfung. Daraus zu schließen, dass der betroffene Mensch empathielos ist, führt zu einer eingeschränkten Sicht der Dinge und ist nicht zielführend.