Das sich beim Onlinedating viele Menschen begegnen, die toxische Verhaltensweisen aufzeigen, ist allseits bekannt. Und gerade Menschen, die sich nach dem oder der „Einen“ sehnen oder sich gerade nach dem Wunsch einer Partnerschaft verzehren, geraten oft an solche Persönlichkeiten, die nur eines im Sinn haben: ihr eigenes Ego zu puschen, sprich den eigenen Selbstwert aufzupolieren. Dafür bedienen sich manche dem sogenannten Hyping. Was das genau ist und wie du damit umgehen kannst, sofern dir dies passiert, erfährst du in diesem Artikel.
Alles scheint perfekt
Am Anfang scheint alles wie im Märchen. Romantik Pur, Kerzenschein, das perfekte erste Date. Er schwärmt in höchsten Tönen von dir und du schwebst im Himmel. Vielleicht spricht er sogar schon von Hochzeit. Und dann plötzlich ist alles anders: Er ist wie ausgewechselt und schießt dich ab, lässt dich fallen wie eine heiße Kartoffel. Ehe du dich versiehst, bist du tatsächlich Opfer von Hyping geworden.
Was ist Hyping?
Hyping kommt aus dem englischen und stammt von „to hype“. Das heißt so viel wie, jemanden hochjubeln. Wie die Bedeutung verrät, wird man also sprichwörtlich vom Fleck weg hochgejubelt, also auf Händen getragen. Man bekommt Komplimente und Geschenke und man selbst glaubt, endlich angekommen zu sein. Deswegen fühlst du dich wahrscheinlich selbst so gut und jubelst deinem Verehrer ebenso zu, denn es fühlt sich absolut gut an.
Und genau das will ein Hyper auch erreichen. Er will von dir bestätigt werden, dass er der jenige ist, der eine Frau glücklich machen kann. Er benutzt dich um Anerkennung und Bestätigung zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, jubelt er dich hoch, damit du ihn ebenso hochjubelst. Sobald du anfängst auf sein Spielchen einzugehen, lässt er dich im Regen stehen. Er verschwindet von der Bildfläche. Er ghostet dich.
Wie Müll entsorgt, einfach ausgetauscht – das Gefühl der Betroffenen danach
Willkommen im Tal der Tränen. Während du ihm nachtrauerst, ist er schon bei der Nächsten. Nicht selten wiederholt er sein Spiel mit ihr. Manchmal aber warst du bloß ein Versuchsobjekt, quasi sein Lückenbüßer, sein Betthupferl für zwischendurch. Du warst seine Generalprobe für eine richtige Beziehung. Deine Gefühle dabei sind ihm völlig egal. Es ging ihm nur um sich und sein Ego.
In einer Welt, die von Apps beherrscht wird, die einem vor machen, wie man nach rechts oder links wischt um jemanden kennen zu lernen oder zu entsorgen, scheint dieses Phänomen keine allzu große Überraschung zu sein. Abgesehen von dem Schmerz, der dabei verursacht wird.
Deswegen ist Hyping narzisstisch
Das ist auch ein Grund, weswegen Hyping speziell mit Menschen in Verbindung gebracht wird, die starke narzisstische Züge aufweisen. Narzissten tun oft nur so, als seien sie groß, während sie sich im innersten mickrig und klein fühlen. Ihr Selbstwert hängt also oft von der Anerkennung und Bestätigung anderer ab, worum es dem Hyper schlussendlich auch geht.
Die Folgen für die Opfer, sind häufig gravierende Mangelgefühle und ggf. sogar ein herber Vertrauensverlust, bezüglich der Partnersuche allgemein. Möglicherweise bestand schon vorher eine Anfälligkeit für emotionale Abhängigkeit, was die Begegnung mit Menschen, die sich toxisch und dysfunktional verhalten, maßgeblich begünstigt.
Daran erkennst du jemanden, der Hyping mit dir betreibt
Wenn du jemanden datest, lernt ihr beiden euch erstmal gegenseitig kennen. Dies geschieht nicht nach einem genauen Drehbuch, jedoch nimmt dieses gegenseitige beschnuppern eine gewisse Zeit in Anspruch. Jemand der dich hypt, jedoch zeigt sich gerade am Anfang sehr begeistert von dir und überhäuft dich überschwänglich mit Komplimenten und Liebesbekundungen. Er betreibt regelrechtes Lovebombing mit dir.
Gleichzeitig spricht er von einer großen gemeinsamen Zukunft (Future Faking), die in dir einerseits das Gefühl erwecken, endlich den Einen getroffen zu haben, jedoch auch bei dir die Alarmglocken schrillen lassen sollten.
Auffallend oft neigen Hyper dazu, alles an dir hochzujubeln, dich in allem bestätigen was du tust und dir vorzugaukeln, dass du die einzig wahre große Liebe für ihn bist. Sie behaupten ebenso sehr oft, dass Sie die gleichen Interessen haben wie du. Sprich jemand der dich hypt, scheint fast zu gut um wahr zu sein.
Sind Hyper alles Narzissten?
Jeder, der das hier liest, würde diese Verhaltensweisen in erster Linie Menschen zu schreiben, die starke narzisstische Züge aufweisen oder an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden. Größtenteils wird das sicherlich auch zutreffend sein, jedoch Vorsicht: Verliebtheit macht oft blind. Und vielleicht ist dein Gegenüber tatsächlich nur ganz dolle in dich verliebt und zeigt Verhaltensweisen, die auch Narzissten zeigen, ohne jetzt selbst ein Narzisst zu sein.
Es gibt noch andere Gründe, weswegen sich jemand so verhält, zum Beispiel eine Bindungsangst, hervorgerufen durch einen schweren Verlust oder der Angst vor Nähe, ausgelöst, durch eine Erfahrung mit enem Narzissten, die einen schwer verwundet hat. Kurzum: Auch Narzissmusopfer können sich zu Hypern entwickeln. Und schlussendlich gibt es noch andere psychische Erkrankungen wie z.B. die Mahnie oder eine agitierte Depression, die ähnliche Verhaltensweisen aufweist.
Wie du damit umgehen kannst, wenn dich jemand gehypt hat
Erst einmal, kann das jedem passieren. Jedoch tut es dir so weh, vermutlich, weil dir schon öfters weh getan wurde und du noch nicht die richtigen Schlüsse daraus gezogen hast. Vielleicht ist es ein Muster von dir, dass du Menschen anziehst, die so eine Show mit dir abziehen. Vielleicht hast du selbst Probleme mit deinem Selbstwert, weswegen du für Menschen interessant bist, die ebenfalls Selbstwertprobleme haben.
Erkenne wer du wirklich bist und was du in dir trägst. Und vielleicht ist diese Erkenntnis der erste Schritt in ein neues Leben. Und davon mal ab, wünsche ich dir, dass du in dem Dschungel an Möglichkeiten, niemandem all zu lange hinter her trauerst. Denn du hast es verdient glücklich zu sein und den Partner kennen zu lernen, mit dem du ein gutes Leben haben kannst ohne dieses ständigen Auf und Abs, On und Offs, Hypes und Downs.
© Daniel Brodersen