Ich werde immer wieder in meinen Beratungen gefragt, was man tun kann, damit der andere sich ändert. Manche Angehörige wollen den Narzissten retten. Und ich kann leider nur diese eine Antwort geben: Man kann sich nur selber retten. Ein Narzisst liebt nicht. Er hat Angst um sich. Pass auf, dass du nicht auch noch Angst bekommst wegen ihm. Rette sich, also wer kann!!!
Sei selbst die Veränderung, die du dir für den Narzissten wünscht. Dann gelingt es dir vielleicht den Narzissten zu retten.
Viele von uns Menschen sind mit dem Glaubenssatz Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst“ groß geworden. Dieses Gebot hat sich bei so vielen Menschen gedanklich festgesetzt. Es ist sozusagen in uns drin verwurzelt. Deswegen wollen wir auch immerzu andere, insbesondere den Narzissten retten oder sind weitaus weniger streng mit Ihnen, als mit uns selbst.
Uns selbst verbieten wir, Dinge die wir anderen erlauben. Und wenn wir dann sehen, dass die anderen es tun, werden wir neidisch oder werfen ihnen Egoismus vor. Dabei sind wir doch selbst egoistisch- jedoch nicht anderen gegenüber, sondern gegenüber uns selbst. Wer hat uns erlaubt, nur an die anderen zu denken und uns dabei gänzlich zu vergessen?
Was davon jetzt schlimmer ist, dürfen Sie sich gerne selbst beantworten.
Jemanden vor dem Ertrinken zu retten, wenn man selbst nicht schwimmen kann, ist nicht empathisch. Das ist lebensgefährlich.
Welcher Anteil ist jetzt gerade aktiv? Der, der es nur gut meint? Oder der, der sich nicht abgrenzen kann?
Und was ist, wenn jeder diese Anteile in sich trägt?
Okay kommen wir zurück zur Ausgangsfrage. Warum wollen Sie den Narzissten retten? Ist das so, dass Sie sehen, dass er leidet und Sie das nicht aushalten, also quasi mitleiden? Haben Sie den Narzissten schon mal gefragt ob er gerettet werden will? Ein Narzisst meldet sich nur wenn er will. Wenn er nicht will, will er nicht.
Ist das ihr eigentlich ihr Auftrag das zu tun? Und wie hat er reagiert, falls Sie ihn gefragt haben? Oder meinten Sie es etwa nur gut und haben deswegen nicht gefragt? Ist das denn noch empathisch? Gut gemeint ist nicht gut.
Ist es möglich, dass Ihnen aufgrund des Mitleids für einen Moment die Empathie abhanden kommt und sich dann ihre eigene narzisstische Wunde zeigt, für deren Versorgung Sie keine andere Strategie entwickelt haben, als eine von DIESEN?
Und wäre es möglich, dass Sie in diesem Moment ihr Leid auf den Narzissten projizieren?
Sie sagen Nein oder? Denn Sie meinen es schließlich nur gut. Und wenn man etwas gut meint, ist man auf jeden Fall empathisch. Ist das so? Ist es nicht eher so, dass Sie ihrem Narzissten in diesem Moment ihr Weltbild oder vielleicht ihren Glauben überstülpen wollen? Und wenn er dann reagiert, wie er dann reagiert, (schmollend, wie ein kleines Kind) empfinden Sie dann als unangemessen und machen ihm dann noch einen Vorwurf. Ist das möglich?
Und dann wundern Sie sich, dass er um sich schlägt, weil Sie gegen seinen Willen handeln? Kommt jetzt wieder „Aber ich meinte es doch nur gut!“ Kann er nicht einmal dankbar dafür sein?
Nein kann er nicht. Und ich verstehe das. Verstehen Sie das auch? Könnten Sie dankbar sein für etwas, was sie gar nicht wollen?
Sie wollen den Narzissten retten, aber er will das nicht. Und nun?
Wie würden Sie das finden, wenn das mit Ihnen jemand macht? Oder sind Sie diese Behandlung von früher so gewohnt? Und deswegen ist das richtig oder? Ist das wirklich so?
Ist das nicht ein bisschen co- narzisstisch? Oder co- abhängig? Sie sind es so gewohnt zurück zu stecken, dait es anderen gut geht. Vermutlich aus ihrer Kindheit. Aber jetzt sind Sie ja kein Kind mehr, oder?Und verschwenden Sie damit nicht ihre Zeit? Den Narzissten retten? Ich bitte Sie… Haben Sie nichts besseres zu tun?
Wollen Sie von jemandem gerettet werden, der Sie nicht fragt ob Sie das wollen, der aber sagt „Ich meine es doch nur gut?“
Manche werden sicherlich jetzt sagen: Der, der das hier schreibt, der macht es sich einfach. Ich sage Ihnen: Ja Sie haben recht. Ich mache es mir einfach, weil es für mich auch ganz einfach ist. Ich weiß aber auch, dass der erste Schritt der Schwerste ist.
Weil dieser Schritt mit Erkenntnis verbunden ist und vielleicht sogar mit Reflexion. Das könnte schmerzhaft sein, sich einzugestehen, dass der gewählte Weg vielleicht der bequemste war (weil nicht anders gelernt), aber mit Sicherheit auch der am wenigsten hilfreichste.
Nun beantwortet sich vielleicht auch Ihre Frage. Kann man den Narzissten retten? Ausgeschlossen!
Kann ich etwas tun, damit er sich ändert? NEIN, er wird sich nicht ändern. Aber Sie können sich verändern. Das wäre ein Anfang !!!
Manche werden jetzt sicher auch denken- warum muss ich mich verändern? Warum kann er das nicht tun? Schließlich ist er doch derjenige der das Problem ist. Er ist derjenige der die Probleme macht, weil Sie meinen es ja nur gut.
Merken Sie selber oder?
So können Sie den Narzissten aber nicht retten. Und so hört die Scheiße auch niemals auf. Und ich weiß auch, dass jetzt gerade weh tut. Ohnmacht und Co bauen sich auf. Aber Sie haben die Macht- die Macht über sich selbst. Übernehmen sie die Macht über ihre Gedanken und gleichzeitig die Verantwortung für das, was sie tun.
Bitte geben Sie sich selbst nicht auf. Und wenn Sie gehen müssen- dann ist das so. Damit retten Sie dann wenigstens sich selbst. Und da gebe ich Ihnen Brief und Siegel drauf. Kann man sich selbst retten? JA auf jeden Fall!!! Und sie können morgen damit schon anfangen. Sie können ihre Geschichte jederzeit umschreiben. Sie müssen es nur wollen.
Wollen Sie denn?
Jemand anderen gegen seinen Willen zu retten, dagegen ist albern, kindisch und toxisch. Ja, auch Sie tragen Verantwortung für ihr inneres Kind. Aber nur für das ihrige.
© Daniel Brodersen