Bin ich hörig? 8 Tipps für dich

Wir alle sehnen uns nach Zugehörigkeit und einer liebevollen und stabilen Beziehung. Manch einer würde dafür beinahe alles Erdenkliche tun, bis hin zur Selbstaufgabe. Dies bedeutet, dass manche Menschen sich in Beziehungen so verhalten, wie Sie denken, dass die anderen es erwarten. Sie werden dabei eigene Bedürfnisse verleugnen und irgendwann kommt die Frage an sich selbst auf: Bin ich hörig?

Betroffene haben häufig große Schwierigkeiten, Meinungsverschiedenheiten auszuhalten und tun deshalb alles, um vor allem im Außen Harmonie herzustellen. Im Extremfall werden Beziehungen eingegangen mit Menschen, die ihnen nicht gut tun. Dass sie dabei ihre eigene Kindheit reinszenieren, wird ihnen häufig erst in einer Therapie bewusst.

In diesem Artikel möchte ich dir 8 Tipps an die Hand geben, wie du lernen kannst, liebevolle Beziehungen zu führen, ohne das Gefühl zu haben, jemandem hörig sein zu müssen. Emotionale Selbstständigkeit hält Beziehungen zusammen. Und Liebe ist nicht das gleiche wie Abhängigkeit.

Hörigkeit ist nicht Zusammengehörigkeit
Nicht selten sind Frauen ihrem Partner hörig und machen sich mitunter abhängig

Jemandem in einer Beziehung hörig sein ist das Gegenteil von Liebe

Unsere Emotionen spielen eine entscheidende Rolle in unserem Leben. Sie manifestieren sich in einer Vielfalt, die oft schwer in Worte zu fassen ist. Besonders in Bezug auf Liebe und Partnerschaft wird oft von einer starken emotionalen Verbundenheit gesprochen, die nicht selten als Gefühl der Unentbehrlichkeit empfunden wird. Gerade in der anfänglichen Verliebtheit verspüren viele Menschen den großen Wunsch, möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen

Doch was zunächst nach romantischer Vorstellung klingt, kann sich schnell zu einem ernsthaften Problem entwickeln. Nämlich dann, wenn das Gefühl entsteht, jemandem hörig sein zu müssen. Spätestens dann besteht in der Regel eine emotionale Abhängigkeit. Dass sich dahinter keine Liebe verbirgt, sondern große Bedürftigkeit, dürfte in diesem Zusammenhang einleuchtend sein.

Was genau ist emotionale Abhängigkeit?

Emotionale Abhängigkeit oder das Gefühl, jemandem hörig sein zu müssen tritt auf, wenn eine Person in einer Beziehung übermäßig von ihrem Partner abhängig ist, möglicherweise sogar unterwürfig und unmündig wird. Dies kann bis zu einem Punkt der vollständigen Selbstaufgabe führen. Betroffene opfern sich auf, leben nur noch für eine funktionierende Partnerschaft. Nicht selten isolieren sich Menschen die emotional abhängig sind von ihren Freunden oder vernachlässigen ihre Hobbys. Dies können typische Anzeichen sein, dass man jemand hörig ist.

Diese Dynamik entwickelt sich häufig, wenn wir ein geringes Selbstwertgefühl haben, uns nach Sicherheit und Stabilität im Außen suchen. Sei es durch unsere Kindheitserfahrungen oder ein Trauma, welches wir erfahren haben. Gelegentlich kann auch ein dependenter bzw. abhängiger Persönlichkeitsstil, eine Depression oder schlimmstenfalls eine Persönlichkeitsstörung dazu führen, dass wir uns emotional unterordnen und hörig werden.

Hörigkeit, Gehorsam und Co-Abhängigkeit – bin ich hörig?

Wenn wir uns mit dem Thema emotionaler Abhängigkeit oder dem Gefühl, jemandem hörig sein, befassen, sollten wir klären, was die oben genannten Begriffe miteinander zu tun haben, bevor Missverständnisse entstehen. Häufig werden viele Begrifflichkeiten zur Vereinfachung zusammen gefasst, ohne die jeweiligen Unterschiede zu beachten.

Was bedeutet Gehorsam?

Gehorsam bzw. Gehorsamkeit beschreibt das Befolgen gesellschaftlicher Regeln, ohne diese in Frage zu stellen. Gehorsame Menschen hinterfragen keine Gesetze, keine Regeln am Arbeitsplatz oder gesellschaftlichen Normen. Sie halten sich an das, was reguliert wird.

Was bedeutet Co-Abhängigkeit?

Im Gegensatz zum bedingungslosen Gehorsam bezieht sich die Co-Abhängigkeit auf das Verhalten von Partnern von Süchtigen. Partner oder Kinder von Alkohol- und Drogenabhängigen stellen sich häufig schützend vor den Betroffenen, um die vermeintliche Sicherheit nicht zu gefährden.

Schambehaftet lassen sich Angehörige von Süchtigen in eine Opferrolle drängen, die es dem Betroffenen ermöglicht, seine Sucht weiter auszuleben. So gesehen sind Co-Abhängigkeit und emotionale Abhängigkeit zwar ein ähnliches Begriffspaar, jedoch mit unterschiedlichen Ausprägungen. Emotionale Abhängigkeit beruht auf einem schwachen Selbstwertgefühl, während Co-Abhängigkeit häufig eine Störung der Identität mit Krankheitswert ist.

Was bedeutet Hörigkeit?

Hörigkeit bzw. jemandem hörig zu sein, beruht dagegen auf dem bedingungslosen Befolgen der Wünsche des Partners sowie dem blinden Glauben an seine Aussagen. Grundlage für diese Art von Abhängigkeit kann sexuell oder anderweitig sein. Gewöhnlich wird von Außenstehenden eine missbräuchliche Nutzung dieses Abhängigkeitsverhältnisses wahrgenommen, was oft der Realität entspricht, wie beispielsweise in Fällen von Zuhälterei oder Zugehörigkeit in bestimmten Sekten.

Im BDSM-Bereich dagegen ist Gehorsamkeit und Hörigkeit häufig abgesprochen und vereinbart worden zwischen einem dominanten Dom und einer devoten Sub.

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Sexuelle Hörigkeit führt selten zu einer emotionalen Abhängigkeit

Bin ich hörig? Die unterschiedlichen Arten von Hörigkeit

Falls du dir die Frage stellst „Bin ich hörig?„, beschreibe ich dir nachfolgend die verschiedenen Arten von Hörigkeit und wie es dazu kommt, dass Menschen hörig werden können.

Der (unreifen) Mutter hörig sein

Die Soziologin und Politikwissenschaftlerin Sigrid Chamberlain, geboren 1941, die durch ihr anthropologisches Sachbuch „Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ bekannt wurde (das 2016 in sechster Auflage erschien), verband den Begriff der Hörigkeit mit der nationalsozialistischen Erziehung, wie sie von Johanna Haarer in deren damaligem Bestseller „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ propagiert wurde.

Die Vergangenheit lässt uns nach wie vor nicht in Ruhe. Co-Abhängkeit ist also bewiesenermaßen transgenerational oder eine Folge von schwarzer Pädagogik sowie dem nationalsozialistischen Gedankengut und daher häufig eine Reinszenierung der eigenen Kindheit.

Ist emotionale Abhängigkeit der Hauptgrund für toxische Beziehungen?

Auch, wenn viele Betroffene jetzt aufschreien, muss ich das leider bejahen. Emotionale Abhängigkeit bzw. Hörigkeit ist meines Erachtens und meiner langjährigen therapeutischen Erfahrung nach der Hauptgrund für toxische Beziehungen. Dicht gefolgt von emotionaler Instabilität (Borderline) und Empathiemangel. Menschen die sich als emotional abhängig bzw. hörig wahrnehmen oder sich als abhängigen Part einer Beziehung identifizieren, erkennen häufig nicht, dass es ihre eigenen Gedanken und Verhaltensweisen sind, die zu Spannungen führen und nicht die Reaktionen oder Aussagen ihres Partners.

Beispiele für emotionale Abhängigkeit:

  1. Du bist unsicher, wenn dein Partner nicht da ist.
  2. Du überlässt alle Entscheidungen deinem Partner.
  3. Du bist unangemessen eifersüchtig.
  4. Du vernachlässigst deine sozialen Kontakte.
  5. Du suchst ständig Bestätigung von deinem Partner.
  6. Du hältst die Beziehung alleine aufrecht.

Partner von emotional abhängigen Menschen fühlen sich oft belastet und ziehen sich zurück, was deren Verunsicherung verstärkt und zu einem Teufelskreis führen kann. Jedes Verhalten des sich abwendenden Partners wird als emotionale Vernachlässigung, als Angriff, als Verletzung und schlussendlich als narzisstisch bewertet, was es in der Regel jedoch nicht der Fall ist.

Emotional abhängige Menschen sind häufig eine große Belastung für ihre Mitmenschen. In erster Linie jedoch leiden sie unter sich selbst. Denn sie sind ständig mit sich unzufrieden und entsprechend oft auf der Suche nach Bestätigung. Das Enttäuschende für diese Menschen ist, dass ihnen niemand dieses Bedürfnis wirklich erfüllen kann. Es reicht häufig einfach nicht.

Narzissmus & Co-Abhängigkeit als Krankheitswert

Narzissmus und Co-Abhängigkeit sind zwei komplett unterschiedliche Konzepte. Medizinisch betrachtet geht man mittlerweile auch eher von einem narzisstischen Persönlichkeitsstil aus, der nichts anderes bedeutet als Selbsterhöhung (sich größer machen als man ist) als Kompensation für einen schwachen Selbstwert, bedingt durch Verletzungen in der Kindheit. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung kommt sehr selten vor, genauso wie passive Aggressivität. Von allen Persönlichkeitsstörungen wird sie sogar am seltensten diagnostiziert.

Die Co-Abhängigkeit steht dagegen synonym für die dependente Persönlichkeitsstörung. Betroffene opfern sich wie beschrieben auf, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen oder aber unterwerfen sich schlimmstenfalls ihrem Partner, der dafür noch nicht mal sonderlich narzisstisch sein muss. Unterwerfung ist in der Kindheit ein Überlebensmechanismus, im Erwachsenenalter dagegen ein dysfunktionaler Bewältigungsstil.

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In dysfunktionalen Familien gibt es in der Regel eine Person, die sich toxisch verhält

Das Muster der Unterwerfung

Häufig entsteht Unterwerfung durch Modelllernen in der Kindheit, was bedeutet, dass Personen mit einem stark ausgeprägten Unterwerfungsmodus in ihrer Kindheit das Verhaltensmuster der Unterwerfung in ihren Kernfamilien oder bei anderen Bezugspersonen beobachtet und übernommen haben. Eine typische Situation ist beispielsweise ein labiler oder alkoholkranker Vater und eine Mutter, die alles daransetzt, den Vater nicht zu reizen und ihm zu gefallen.

Oder aber eben eine unreife Mutter, die wie beschrieben durch den zweiten Weltkrieg geeprägt und durch das Buch von Johanna Haarer beeinflusst wurde. Das heißt, deine, meine, unsere (narzisstische) Mutter war selbst traumatisiert, negativ beeinflusst oder manipuliert und gab dies nur unreflektiert weiter, während dein, mein oder unser Vater emotional oft nicht verfügbar war und sich aus der Erziehung raushielt. Das bedeutet: es gab niemanden, der sie darauf hinwies oder ihnen zeigte, wie man eine liebevolle Beziehung zu seinen Kindern aufbaut.

Oft haben Menschen mit einem starken Unterwerfungsmodus schon früh in ihrer Kindheit erlebt, dass es aussichtslos ist, sich zu wehren und dass die Bewältigungsstrategie der Unterwerfung die geringsten Schwierigkeiten und Schmerzen mit sich bringt. Häufig treten beide genannten Bedingungen in Kombination auf. Betroffene können also häufig nicht anders als zu denken, dass sie jemandem hörig sein müssen.

Typische Anzeichen von Unterwerfung

  • Toleranz von schlechter Behandlung und gleichzeitiges Verharren in der giftigen Beziehung
  • Vermeidung von Konflikten jeglicher Art, denn ein Konflikt könnte ja dazu führen zurückgewiesen oder verlassen zu werden
  • Zulassen von Kritik und Herabwürdigung, ohne dass Grenzen gesetzt werden
  • Bedürfnisse anderer über die eigenen stellen, bei gleichzeitigem Verzicht von Äußerung eigener Wünsche
  • Übernahme unangemehmer Tätigkeiten (Drecksarbeit oder Hiwi-Tätigkeiten) auf freiwilliger Basis
  • Schwierigkeiten, Nein zu sagen, aus Angst vor Ablehnung oder andere zu enttäuschen
  • Sich in Beziehungen so verhalten, wie man glaubt, dass andere es erwarten (Grund dafür, man hatte keine guten Beziehungsvorbilder, die einem vorgelebt, haben wie das geht)
  • Sex mit dem Partner haben, auch wenn man es eigentlich nicht möchte
  • Häufig Dinge tun, die man nicht möchte, um von anderen gemocht zu werden

Eine Traumafolge, die auch als Unterwerfung bezeichnet wird, ist der sogenannte Fawn Response. Also das zwanghafte freundlich oder hörig sein, also die Überanpassung, auch bekannt als Normopathie. Und im Gegensatz zur emotionalen Abhängigkeit, welche zwar problematisch ist, ist das Muster der Unterwerfung ein ernstzunehmendes Problem, welches schlimmstenfalls einer Persönlichkeitsstörung entspricht.

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Menschen die sich anderen unterwerfen, haben häufig keine eigene Meinung

8 Tipps, um dich zugehörig zu fühlen und die emotionale Abhängigkeit hinter dir zu lassen

Du fragt dich „Bin ich hörig?“ und möchtest etwas verändern? Das ist eine gute Entscheidung. Wege aus der emotionalen Abhängigkeit bzw. Hörigkeit können ein Befreiungsschritt sein, der dazu führt, dass Betroffene sich von ihrer eigens geschaffenen Blase der Geborgenheit und des Glücks lösen. Diese vermeintliche Sicherheit entpuppt sich oft als Gefängnis, das sie einsperrt und sie von den vielfältigen Möglichkeiten des Lebens abhält, indem sie sich ausschließlich auf ihren Partner konzentrieren.

Findest du dich darin wieder, so dass du dir Frage stellst „Bin ich hörig?“ Dann ist jetzt an der Zeit, dass du aus diesem Gefängnis ausbrichst und zurück zu einem selbstbestimmten Leben findest, ohne dabei deine Beziehung aufgeben zu müssen. Es geht darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Die folgenden acht Schritte können dabei helfen, den Weg aus der emotionalen Abhängigkeit zu beschreiten:

  1. Ehrliche Reflexion: Überlege, ob dein Partner dir wirklich gut tut und du ihn wirklich aufrichtig liebst – definiere auch gerne die Unterschiede von Hörigkeit und Co-Abhängigkeit für dich.
  2. Visualisierung eigener Wünsche und Bedürfnisse: Konzentriere dich auf deine eigenen Bedürfnisse und auf das, was dir außerhalb der Beziehung Freude bereitet.
  3. Mut zur Veränderung: Mache den ersten Schritt, um aus der emotionalen Abhängigkeit auszubrechen und dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
  4. Aktive Gestaltung deines Lebens: Nutze deine Stärken. Werde aktiv, um deine Ziele zu erreichen. Such dir dafür gerne Hobbys oder Tätigkeiten, die dir Freude bereiten.
  5. Arbeite an deinem Mindset: Überwinde negative Gedanken und stärke dein Selbstwertgefühl, indem du dir bewusst machst, dass du auch ohne deinen Partner wertvoll bist.
  6. Akzeptanz deiner selbst: Akzeptiere dich selbst und erkenne deinen eigenen Wert an, unabhängig von der Meinung anderer.
  7. Aufbau eines eigenen sozialen Umfelds: Schaffe dir einen eigenen Freundeskreis und suche Unterstützung außerhalb der Beziehung.
  8. Suche professionelle Hilfe, wenn nötig: Hast du das Gefühl, hörig zu sein? Zögere nicht, Hilfe von einem Therapeuten in Anspruch zu nehmen, wenn du glaubst, dass deine emotionale Abhängigkeit auf tiefer liegenden Problemen basiert.

Hast du das Gefühl, dass du hörig sein könntest oder möchtest du Unterstützung haben, damit du dein Leben ohne Abhängigkeiten gestalten kannst, melde dich bei mir. Gerne berate ich dich dazu. Vielleicht bin ich ja auch der richtige Therapeut für dich …

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