Johanna Haarer: Mutter aller Narzissten des 21. Jahrhunderts

Johanna Haarer ist eine kontroverse Figur in der Geschichte der Kindererziehung. Ihr Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, das 1934 veröffentlicht wurde, hatte während des Nationalsozialismus in Deutschland einen erheblichen Einfluss auf die Erziehung von Kindern. Ihr Leitfaden zur Kindererziehung erfreute sich während der Zeit des Nationalsozialismus großer Beliebtheit und wurde zu einem Bestseller. Nach dem Jahr 1945 verschwand das Werk von Haarer nicht, sondern unterzog sich einer Entnazifizierung und wurde mit leicht geändertem Titel erneut veröffentlicht. Bis in die 1980er Jahre hatte dieses Buch weiterhin Einfluss, und es verursachte über viele Jahre hinweg unermessliches Leid bei zahlreichen Kindern, bevor es schließlich eingestellt wurde.

Johanna haarer

Die frühen Jahre von Johanna Haarer

Johanna Haarer wurde am 9. Mai 1900 in Salzburg, Österreich, geboren. Sie studierte Medizin und schloss ihr Studium 1924 erfolgreich ab. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Kinderärztin in München und entwickelte bald ein Interesse an Fragen der Kindererziehung.

Die Veröffentlichung von „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“

Im Jahr 1934 veröffentlichte Johanna Haarer ihr Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. Dieses Buch wurde schnell zu einem Bestseller und erhielt die Unterstützung des nationalsozialistischen Regimes unter Adolf Hitler. Das Werk sollte eine Leitlinie für deutsche Mütter sein, um „gesunde“ und „arische“ Kinder zu erziehen, die den Idealen des Dritten Reiches entsprachen.

Inhalt des Buches

Das Buch von Johanna Haarer propagierte die Vorstellung einer „deutschen Mutter“, die als Ideal galt. Sie sollte ihrem Volk dienen, indem sie gesunde, gehorsame und nationalsozialistisch indoktrinierte Kinder zur Welt brachte und erzog. Das Buch enthielt detaillierte Ratschläge zur Kindererziehung, einschließlich Methoden zur Förderung von Gehorsam und Pflichtbewusstsein. Die Erziehung sollte an den nationalsozialistischen Werten ausgerichtet sein.

In ihrer Anleitung zur frühkindlichen Erziehung steht der Schwerpunkt stark auf Ordnung, Sauberkeit und Pünktlichkeit. Obwohl Johanna Haarer keine pädagogische Ausbildung hatte, sondern Ärztin für Lungenerkrankungen war, wurde sie während und auch lange nach der Nazi-Zeit als Expertin auf dem Gebiet der frühkindlichen Pädagogik angesehen.

Die Förderung der körperlichen und geistigen Entwicklung von Säuglingen war nicht vorgesehen, obwohl bereits seit den 1920er Jahren wissenschaftliche Erkenntnisse von Entwicklungspsychologen und Pädagogen in dieser Hinsicht vorgelegt wurden.

Das Baby als inne­rer Feind, des­sen tyran­ni­schen Bedürf­nis­se per­ma­nent nie­der­ge­run­gen wer­den müs­sen?
Die Schlach­ten, die zwi­schen Mut­ter und Kind geschla­gen wer­den soll­ten, waren eben­so men­schen­ver­ach­tend wie die gesam­te Men­schen­bild der NS-Ideologie.

Sie kann­ten nur einen Ver­lie­rer: das Kind.
Ele­men­ta­re kind­li­che Gefühls­re­gun­gen – Lachen, Laut­sein, Wei­nen oder Zorn – waren nicht erwünscht und vor allem nicht erlaubt. Sie soll­ten jedem Kind sys­te­ma­tisch abtrai­niert werden.

Johanna Haarer:Förderung nicht vorgesehen

Kontroverse und Kritik

Das Buch von Johanna Haarer und ihre Ansichten zur Erziehung sind äußerst umstritten. Während des Nationalsozialismus erhielt sie Unterstützung von der Regierung und wurde von vielen deutschen Müttern gelesen und angewendet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ihr Werk jedoch als Propagandamaterial angesehen und in vielen Ländern verboten.

Für überzeugte Nationalsozialisten wurde Kinderreichtum, das oft als „4-Kind-Familie“ propagiert wurde, als nichts anderes angesehen als eine Fortsetzung des Krieges durch andere Mittel.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Johanna Haarer häufig von einer „Geburtsschlacht“ und einem „Geburtskrieg“ spricht. Das nationalsozialistische Regime war keineswegs kinderfreundlich, auch wenn der „Führer“ sich aus propagandistischen Gründen gerne mit Kindern fotografieren ließ.

Die größte Besorgnis bestand darin, dass übermäßige Mutterliebe die Gefahr barg, den Nachwuchs zu „verweichlichen“ und zu „verzärteln“, wodurch die Kinder nicht angemessen auf ein hartes Leben vorbereitet würden.

Darüber hinaus war die vorherrschende Meinung, dass allzu viel Zärtlichkeit die Kinder zwangsläufig zu „kleinen Haus-Tyrannen“ und Faulenzern erziehen würden, was als das schlimmste mögliche Ergebnis der Erziehung angesehen wurde.

Vorwürfe des Kindesmissbrauchs

In den Jahren nach dem Krieg wurden auch Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen Johanna Haarer erhoben. In ihren Ratschlägen zur Kindererziehung befürwortete sie beispielsweise die Verwendung von Gewalt, um Gehorsam zu erzwingen. Dies führte zu Vorwürfen, dass ihre Methoden die psychische und physische Gesundheit von Kindern gefährden könnten.

Bringen wir dieses Bild mit der heutigen Beschreibung sämtlicher Persönlichkeitsstörungen zusammen, können viele parallelen entdeckt werden. Kinder die mit wenig Liebe aufgewachsen sind, und nichts dürfen werden später zu Erwachsenen, die nichts können und daher auch nicht im Stande sind etwas zu geben. Gleichzeitig aber besteht dieses Defizit sich zu binden, in welcher Form auch immer.

Stillen verboten: Das Entwicklungstrauma lässt grüßen

Sofortiges Stillen nach der Geburt? Für Johanna Haarer galt dies als ein unerwünschter Rückfall in Bezug auf „Affenliebe“. Mutter und Kind mussten 24 Stunden warten, bevor das Neugeborene erstmals gestillt werden konnte.

Aus einer entwicklungspsychologischen Perspektive betrachtet, stellt dies eine Katastrophe dar, da das erste Anlegen des Babys nach der Geburt einer der entscheidenden Momente für eine glückliche Mutter-Kind-Beziehung ist.

„Da das Nervensystem des Babys noch nicht vollständig ausgereift ist, können sie sich nicht selbst beruhigen, wenn sie aufgeregt sind. Sie können nicht einfach aufhören zu weinen. Wenn ein Baby in Not ist, dann ist es in Not. Es braucht jemanden, der es in den Arm nimmt und sich voll und ganz ihm hingegeben, damit es sich beruhigen kann. Ein Kind ständig schreien zu lassen, ist grausam, denn in diesem Fall hört es erst auf, wenn es zu erschöpft ist, um weiter zu schreien“.

Dami Charf
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Einfluss auf die Erziehung nach dem Nationalsozialismus

Obwohl Johanna Haarer nach dem Zweiten Weltkrieg inhaftiert wurde, blieben ihre Ansichten zur Kindererziehung in einigen Kreisen populär. Einige Eltern setzen ihre Methoden fort, da sie glaubten, dass sie zu disziplinierten und gehorsamen Kindern führten.

In den Jahrzehnten nach dem Krieg wurde jedoch ein breiteres Verständnis für die negativen Auswirkungen solcher Erziehungsmethoden entwickelt.

Kriegskinder Johanna Haarer: Mutter aller Narzissten des 21. Jahrhunderts

Wie war die Erziehung während des Nationalsozialismus?

Die Erziehung richtete sich darauf, die Kinder zu gehorsamen und loyalen Anhängern des Regimes zu machen und gleichzeitig die nationalsozialistischen Werte und Rassenideologien zu fördern. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte der Kindererziehung während dieser Zeit:

  1. Ideologische Indoktrinierung : Die nationalsozialistische Regierung setzte auf eine intensive ideologische Indoktrinierung. In Schulen und außerschulischen Aktivitäten wurden Kinder mit der Ideologie des Nationalsozialismus vertraut gemacht. Dabei stehen die Überlegenheit der „arischen Rasse“ und die Notwendigkeit, „unerwünschte“ Elemente zu eliminieren, im Mittelpunkt.
  2. Hitlerjugend (HJ) : Die Hitlerjugend war eine paramilitärische Jugendorganisation der NSDAP, die eine wichtige Rolle bei der Erziehung der Jugend spielte. Die HJ fördert körperliche Fitness, Pflichtbewusstsein und Gehorsam. Mitglieder wurden auf eine militärische Art und Weise ausgebildet und auf eine mögliche Rolle in der zukünftigen Kriegsführung vorbereitet.
  3. Förderung des Kollektivismus : Die nationalsozialistische Erziehung betont den Wert des Kollektivismus über das individuelle Wohl. Kinder wurden ermutigt, sich in die Gemeinschaft einzufügen und persönliche Interessen zugunsten des „Volkskörpers“ zurückzustellen.
  4. Rassenlehre und Eugenik : Die nationalsozialistische Ideologie betont die Bedeutung der „arischen Rasse“ und verurteilte andere Rassen als minderwertig. Rassenlehre wurde in Schulen gelehrt, und Kinder wurden ermutigt, die rassistische Hierarchie zu akzeptieren.
  5. Propaganda : Die NS-Propaganda hatte einen starken Einfluss auf die Kindererziehung. Kinderbücher, Filme und Schulunterricht wurden genutzt, um die nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten und die Führungspersönlichkeit Adolf Hitler zu glorifizieren.
  6. Frauenrolle : Mädchen wurden darauf vorbereitet, zukünftige Mütter zu sein und die „arische Rasse“ zu vermehren. Die Erziehung von Mädchen legt Wert auf häusliche Fähigkeiten und die Betreuung von Kindern.
  7. Antisemitismus und Diskriminierung : Antisemitismus wurde aktiv gefördert, und Kinder wurden dazu erzogen, Juden als Feinde und Bedrohungen anzusehen. Diskriminierung und Verfolgung von jüdischen Kindern und Familien waren tragische Konsequenzen dieser Ideologie.
  8. Kontrolle über Bildung : Die nationalsozialistische Regierung kontrolliert die Kontrolle über das Bildungssystem und änderte die Lehrpläne, um sie an die nationalsozialistische Ideologie anzupassen. Lehrer, die nicht konform waren, wurden entfernt, und die Schulen wurden zu Instrumenten der Propaganda.

Fazit

Johanna Haarer war eine umstrittene Figur in der Geschichte der Kindererziehung. Ihr Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ hatte während des Nationalsozialismus einen erheblichen Einfluss auf die Erziehung von Kindern in Deutschland, obwohl es später als Propagandamaterial angesehen wurde. Ihr umstrittenes Erziehungskonzept, das auf Gehorsam und nationalsozialistischer Ideologie basiert, hat auch nach dem Krieg Diskussionen und Kritik ausgelöst.

Heute wird ihre Arbeit weitgehend als problematisch angesehen, und nicht wenige sehen Johanna Haarer als Mutter aller Narzissten. Die Erziehungsmethoden haben sich mittlerweile glücklicherweise in eine Richtung entwickelt, die die individuelle Entfaltung und psychische Gesundheit von Kindern fördert und eben nicht mehr emotional vernachlässigt.

© Daniel Brodersen

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