Meistens betrachten wir die Vergebung als in erster Linie positiv für den Empfänger der Vergebung, dem, der uns dieses oder jenes angetan hat. Dem Verursacher von Leid und Schmerz. Wir denken, wir tun etwas für den, der uns verletzt hat, in dem wir ihm vergeben. Wir denken, der andere müsste etwas für uns tun, für einen Ausgleich sorgen oder Buße tun. Und solange wir das tun, setzen wir uns weiterhin dem narzisstischen Kreislauf aus Schuldzuweisung und Kränkungserleben aus. Freiwillig.
Wie soll ich gegenüber einem Narzissten Vergebung üben, wenn der doch so böse ist?
So über andere Menschen zu denken macht Vergebung für viele Menschen unmöglich. Und je schlimmer das ist, was uns angetan wurde, desto schwerer fällt es uns zu vergeben. Die Schuld, die dem Narzissten auftragen wird, scheint zu groß zu sein. Die Erwartung, dass der andere seinen Fehler erkennt oder sich verändert, kann nur enttäuscht werden.
Und bei jeder weiteren Enttäuschung wird der Schmerz größer. Und je größer der Schmerz, desto größer die Verachtung für den Narzissten. Dabei sind wir mit der ganzen Aufmerksamkeit beim Anderen und nicht bei uns selbst. Wir gucken, was der Narzisst tut und können oft nicht verstehen, dass dieser scheinbar ein gutes Leben führt, während man selber noch unter den erlittenen Schmerzen leidet.
Vergebung hilft beim Loslassen schwerer Lasten
Dabei wächst die Notwendigkeit von Vergebung proportional mit dem Leid, was wir erfahren haben und weiterhin erfahren, sofern wir immer noch darauf hoffen, dass der Narzisst sich einsichtig zeigt. Der Narzisst wird sich nicht entschuldigen, weil er sich nicht als „den Schuldigen“ wahrnimmt. Für ihn ist sein Verhalten normal. Und da er ja selbst nicht darunter leidet, muss er ja auch nicht reflektieren.
Oder würdest du das tun, wenn du dir keiner Schuld bewusst bist?
Du solltest also loslassen und anfangen dich auf dich selbst einzulassen.
Denn wir schaffen erst durch das Loslassen, Raum in unserer Seele. So lange wir nicht losgelassen haben, nimmt die Person, der wir nicht vergeben haben, noch Platz in unserem Leben ein. Der narzisstische Mensch hat Macht über uns.
Er kann schalten und walten, weil wir nichts machen, damit es besser wird. Macht kommt von machen. Unsere Gedanken kreisen um die schlimme Tat, um diesen in unserer Wahrheit „bösen“ Menschen, wir sind auf unsere Wunden fixiert und können nicht in die Heilung gehen, weil wir uns immer noch viel zu sehr mit der Verletzung beschäftigen.
Wenn du vergibst, hat der „Täter“ keine Macht mehr über dich
Vergebung heißt auch zu sagen: Geh, ich brauche Dich nicht mehr. Du hast keine Macht mehr über mich. Meine Welt ist schön. Und Du hast hier keinen Platz mehr, wenn ich es nicht will. Vergebung heißt nicht, dass man wieder Freunde wird. Das wäre Versöhnung.
Loslassen führt uns aus dem Opferstatus wieder in ein selbstbestimmtes Bewusstsein. Wir lösen uns aus den Verstrickungen, die uns passiv in der Vergangenheit verharren lassen und in dem unsere Lebensäußerungen ein bloßes Reagieren auf die Umwelt sind. Wir vergeben dem Täter für seine Tat und vergeben uns gleichzeitig dafür, dass wir so lange festgehalten haben, an dem was, uns leiden ließ.
Das fällt dir schwer zu glauben oder? Hast du es denn schonmal ausprobiert?
Vergebung hilft dabei endlich zu heilen
Vergebung ist der entscheidende Schritt auf dem Weg in eine Zukunft, die Raum bietet für neues Möglichkeiten, neues Er-Leben. Wir erkennen durch Vergebung an, dass der Täter ebenso ein Opfer war, wie wir jetzt Opfer waren und das erfahrene Leid an uns weitergegeben hat, weil er in dem Bewusstseinszustand, indem er sich gerade befand, nicht in der Lage war, anders zu handeln. Dadurch eröffnen wir uns und ihm die Möglichkeit der Heilung und Lösung aus übernommenen Prägungen.
Vergebung ist Heilung. In erster Linie für das Opfer…aber für alle anderen auch.
Wenn du gerne loslassen möchtest, aber nicht weiß wie du das anstellen sollst, dann schreib mir gerne eine Nachricht und ich begleite dich dabei.
© Daniel Brodersen