Mein Weg aus der Opferrolle

Ich lernte aus meiner Sicht den absoluten Traummann meines Lebens kennen, den ich heiraten und nie wieder gehen lassen wollte. Doch es sollte alles ganz anders kommen als erwartet. Hiermit möchte ich meinen Weg aus der Opferrolle schildern und wie ich ins Leben zurück fand.

Mein Weg aus der Opferrolle

Er war dunkelhaarig, groß, schlank und doch männlich stark, selbstbewusst, zuvorkommend, aufmerksam, einfühlsam und all das, was ich ach so sehr vermisste. Er war zwar schon damals wegen Burn-out, Spielsucht, Depressionen, Angststörung und Panikattacken in Behandlung, aber das war mir egal.

Schnell stellte sich heraus, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Tja, aber was nur? Ich begann nachzuforschen und mich mit allerhand Psychokram zu befassen. Meine erste Hobbypsychologendiagnose lautete: Er leidet an einer Borderline-Störung. Kleinste Kleinigkeiten brachten ihn total zum Ausrasten. Er wechselte schneller zwischen „Du bist meine absolute Traumfrau“ und „Du bist die größte Schlampe unter Gottes Sonne“, als ich meinen Spitznamen (Evi) buchstabieren kann. Erste gemeinsame Therapieversuche bei seiner Gesprächstherapeutin folgten, blieben aber mehr als erfolglos.

Ich dachte das sei Liebe

Die Beziehung war geprägt von permanentem Zuckerbrot-und-Peitsche-Spiel zwischen Narzisst und Co-Narzisst. Auf derbste Beschimpfungen und Beleidigungen folgten enthusiastische Liebeserklärungen und Reuebekundungen. Das Ausmaß, wie immens krankhaft gestört unsere Interaktionen waren, war mir damals noch nicht bewusst. Ich dachte das sei Liebe.

Je mehr mir Freunde, Bekannte und Familie aufzeigen wollten, dass die Beziehung eine absolute Katastrophe war, umso intensiver beschäftigte ich mich damit, eine perfekte Fassade aufzubauen und allen inklusive mir selbst eine perfekte Beziehung vorzuspielen. Ich wollte ihnen beweisen, dass sie falsch lagen. Wir waren für einander bestimmt. Scheitern ging gar nicht! Ich ging in meiner Rebellion gegen erlebte und auch erlernte Verhaltensmuster der Kindheit auf.

Ich wollte ihn gesund lieben

In Gesprächen mit einer Kollegin, deren Mann NPS-diagnostiziert ist, kam ich dann auf die Folgediagnose Narzisstische Persönlichkeitsstörung. Ich begann mein intensives Studium diverser Internetseiten zu diesem Thema und der Hintergründe der NPS. Mein Ehrgeiz war geweckt worden. Mein Vorsatz lautete fortan: „Ich liebe ihn gesund. Ich heile seine tiefen Narben der Kindheit. Ich bin stark, ich schaffe das. Geht nicht gibt’s nicht!“ Mehrere gemeinsame Therapieversuche folgten, scheiterten aber kläglich aufgrund mangelnder Einsicht beiderseits. Ich konnte ihn nicht retten. Er wollte nicht. Und meine Versuche ihn umzustimmen, scheiterten, denn ein Narzisst lässt sich nicht manipulieren.

Eines Tages stieß ich auf einen Leidensgenossen, der sich durch einen berührenden und ergreifenden offenen Brief an seine Freunde seinen Frust von der Seele schrieb. Wie das Leben so spielt, trafen wir uns durch Zufall an meiner Arbeitsstelle, und aus Dankbarkeit über die gute Behandlung wurde ich mehrfach bekocht – in einem vollkommen verdreckten Haus unter hygienisch sehr fragwürdigen Bedingungen (drei Katzen und ein irischer Wolfshund sorgten für den entsprechenden Naturhaarteppich).

Mit mir nicht mehr !!! Mein Weg aus der Opferrolle begann.

Hier startete mein Loslösungsprozess aus dieser Wahnsinnsbeziehung. Ich hinterfragte, warum ich mich in einem Haus wohlfühlte, in dem es aussah wie bei den Barbaren, und mir zu Hause die Decke auf den Kopf fiel. Mir kam in den Sinn, dass hier etwas absolut nicht stimmt! Dazu kam noch, dass Vereinbarungen der aktuellen Therapie wieder einmal nicht eingehalten wurden. Ich war nicht mehr bereit, meine Grenzen torpedieren zu lassen. Meine Devise wandelte sich zu: „Mit mir nicht mehr! Niemand behandelt mich so!“

Es kam, wie es kommen musste: Ich wollte die gefühlt tausendste Trennung.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch der festen Überzeugung, alles sei allein seine Schuld. Er müsse sich doch endlich seine Krankheit eingestehen, und alles würde gut werden, denn dann könnte er – und auch nur er – daran arbeiten und sich ändern. Ich musste ja nicht, denn ich war ja normal. Nie im Leben kam mir in den Sinn, dass auch ich etwas beigetragen hatte. Ich war das arme, arme, arme Opfer, das sich in sein Opfersein hilflos ergab und im eigenen Mitleid badete. Und somit war auch ich gefangene meines narzisstischen Systems.

Grundsätzlich war mir zwar immer schon bewusst, dass ein „Narzisst“ nichts dafür kann, dass er handelt, wie er handelt, weil ja in seiner Kindheit etwas falsch gelaufen ist, weshalb er eben agiert, wie er agiert – auf eine für „normale“ Menschen unverständliche Weise. Auf den öffentlichen Hass-Zug mancher Opfer bin und wollte ich nie aufspringen, denn dazu hatte ich zu viele Hintergrundinformationen gesammelt, und dies war auch nie meine Art.

Dann, endlich, folgten die ersten Sitzungen mit meinem Therapeuten, den ich mir aufgrund meines immensen Leidensdrucks gesucht hatte. Nie wieder wollte ich auf einen Mann hereinfallen, der mich ausnutzt oder mich nicht zu schätzen weiß. Schnell wurde mir dabei bewusst, dass die Wurzel allen Übels auch bei mir und in meiner Kindheit lag.

Ich bin verantwortlich für die Einhaltung meiner Grenzen und damit auch verantwortlich für den Weg aus der Opferrolle!

Ich habe nunmehr erkannt, dass jeder verantwortlich ist für sein Leben und auch dafür, was er mit sich machen lässt. Die Einhaltung der eigenen Grenzen liegt allein in der eigenen Verantwortung und nicht beim Gegenüber.

In meiner Therapie beleuchtete ich dann meine Kindheit und meine Verhaltensmuster und erarbeitete deren Bedeutung für mein Leben. Ich fing an zu verstehen, warum ich in vielen Situationen handelte, wie ich es getan hatte.

Ich sehe mich nun am Beginn meines Lebens, denn ich übernehme endlich Verantwortung für mich und mein Handeln.

Mein Tipp an jeden Einzelnen, der die Schuld nur bei anderen sucht: Macht einen Schritt zurück. Macht einen Schritt zur Seite. Und nun schaut euch euer Leben von einem anderen Blickwinkel an. Was habe ich beigetragen? Wo hätte ich etwas anders machen können? Wie hätte ich die Situation positiv beeinflussen können? Wo liegen meine Anteile? Wenn du das heraus gewfunden hast, hast du auch einen möglichen Weg aus der Opferrolle gefunden.

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