Neurodiversität: Die neue Logik der menschlichen Psyche

Wir schreiben das Jahr 2023. Seit nun mehr 7 Jahren forsche und blogge ich zum Thema Narzissmus, Co- Abhängigkeit und emotionaler Missbrauch. Und jetzt sind noch die Begriffe Trauma, toxisch und Neurodiversität dazu gekommen. Begriffe, Schubladen, Zuschreibungen von Außen, die menschliche Verhaltensweisen beschreiben, und gleichzeitig erklären sollen, weswegen es nicht stigmatisierend sein soll, Andersmenschen ein Label zu verpassen.

Ich spreche von AndersMENSCHEN, mit der Betonung auf Mensch statt von ADHS´lern, Narzissten, Hochsensiblen oder Opfern und Tätern. Ich könnte auch sagen: Menschen, die anders sind, oder eben auch neurodivers, Menschen die nicht so funktionieren, wie es die Gesellschaft erwartet. Menschen die einer eigenen Logik folgen, wie es eben die Psyche tut.

In diesem Plädoyer für mehr Menschlichkeit, möchte ich der Logik der menschlichen Psyche auf den Grund gehen und für mehr Liebe, Selbstliebe und ein empathisches Miteinander werben.

Neurodiversität der Menschen
Die Neurodiversität der Menschen – wir alle sind verschieden und verbunden gleichermaßen

Was ist Neurodiversität?

Neurodiversität ist ein Begriff, der erstmals in den späten 1990er Jahren von der Autistin und Sozialwissenschaftlerin Judy Singer geprägt wurde. Sie bezieht sich auf die Idee, dass geistige Unterschiede genauso wertvoll sind wie kulturelle, ethnische oder geschlechtsspezifische Unterschiede.

Dazu zählen AD(H)S, Autismus, Hochsensibilität, Dyskalkulie, Dysphraxie und Legasthenie. Diese neurologischen Unterschiede betreffen nicht bloß teilweise den Menschen sondern ganz und gar. Menschen die mit diesen Paketen umherlaufen, bezeichnet man als neurodivers. Angemerkt werden muss, dass Hochsensibilität erst seit kurzem nicht mehr als psychiatrische Diagnose bezeichnet wird, (ehemals hochsensitive Persönlichkeitsstörung) sondern als neurologische Besonderheit.

Der differenzierte Mensch

Menschen sind verschieden. Und Jeder ist auf seine Art besonders. Jeder Mensch sieht die Welt so, wie er selbst geprägt worden ist. Es gibt drei Filter: den neurologischen, den sozialen bzw. kulturellen und den individuellen Filter, basierend auf der eigenen Biographie. Alles was ein junger Mensch erlebt, prägt nachhaltig, manchmal sogar so, dass man von einem Trauma spricht. Aufgrund dieser enormen Prägung, fühlen sich viele Menschen nicht zugehörig oder nehmen von Außen kommende Reize besonders extrem wahr.

In Folge dieser Reizüberflutung bilden sich bestimmte Verhaltensweisen aus, die neurobioligisch erklärbar sind und eine Folge von Überlastung bzw. Trauma sind. Traumatisierte Menschen befinden sich häufig auf der Suche nach Identität. Auf dem Weg dahin wird man als Betroffener mit den verschiedensten psychiatrischen Diagnosen konfrontiert. Diese Diagnosen beschreiben in der Regel eine Abweichung von der Norm und sind entsprechend negativ konnotiert.

Was ist heute noch normal?

Es gibt bereits künstliche Intelligenz, die künstlich hergestellt wurde. Das menschliche Gehirn ist nicht künstlich. Es gibt auch noch keinen konkreten Bauplan eines Hirns, auch wenn daran intensiv geforscht wird. Wie kann es also sein, dass eine Norm definiert wird, die es so gesehen gar nicht gibt? Wie kann es sein, dass Menschen, die von einer nicht definierten Norm abweichen, als psychisch krank bezeichnet werden? Genau das passiert in unserer Gesellschaft. Menschen mit abweichenden Verhaltensmustern werden ausgegrenzt und stigmatisiert.

Unter Neurodiversität Diagnose also wird verstanden, dass Menschen die von der nicht- definierten Norm abweichen, nicht als psychisch krank gesehen werden, sondern dass das, was diese Menschen in ihrem Verhalten zeigen, als Variante des menschlichen Seins. Neurodiversität bedeutet: neurologische Vielfalt. Es bedeutet Anders ist normal.

Normal oder neurodivers Neurodiversität: Die neue Logik der menschlichen Psyche
Normal oder Neurodivers – Immer mehr Menschen befinden sich auf der Suche nach ihrer Identität

Der Norm entsprechend funktionieren – wie zu Zeiten der Euthanasie?

Schon länger habe ich Diagnosen in Frage gestellt. Ich bin kein Freund von psychiatrischen Diagnosen und auch nicht davon Menschen aufgrund von Besonderheiten in ihrem Verhalten einzuordnen oder zu kategorisieren. Das tut aber die Psychiatrie. Das tut die Gesellschaft und das tat auch der österreichische Nazi mit dem Schnauzbart.

Zu Zeiten des zweiten Weltkriegs gab es neben dem Erziehungsratgeber von Johanna Harrer, der dafür sorgte das zahlreiche Neugeborene gravierende Defizite in ihrer Bindungsfähigkeit entwickelten, sondern es gab auch das Euthanasieprogramm, welches dafür sorgte, dass Behinderte, Homosexuelle und Juden ermordet wurden, weil diese eben nicht der Norm entsprechen.

Heutzutage steckt man viele Betroffene in die Psychiatrie und verpasst Ihnen eine Diagnose.

Neurodiversität bedeutet auch oft: Getrieben vom Anders- sein und die Angst nicht zu genügen

Die Symptome neurodiverser Mensch ähneln den Menschen, die kriegstraumatisiert sind. Sowohl bei ADHS, als auch bei Hochsensibilität besteht eine hohe Reizoffenheit. Man spricht von neuronalem Baulärm, der verursacht, dass Anteile in uns gar nicht wissen, wo sie hingehören. Ähnlich verhält es sich auch bei der Hypervigilanz, dem Hauptsymptom der posttraumatischen Belastungsstörung.

Jemand der traumatisiert ist oder genetisch verändert, fühlt sich seit Geburt an getrieben. Er fühlt sich teilweise immer noch so, als sei er im Krieg. Diffuse Ängste sind die Folge von Geburtstraumata oder der Transgenerationalen Weitergabe. Auf Kurz oder lang wird sich die Gesellschaft und die Psychologie ernsthaft mit dieser Thematik auseinander setzen müssen, bevor immer gleich eine Diagnose gestellt und somit auch ein Urteil gefällt wird.

a woman comforting a man with a backache
Sich getrieben fühlen sorgt auch in Beziehungen für Turbulenzen

Inklusion – Ein vielversprechender Ansatz oder nur eine fixe Idee?

Vor Jahren, als ich noch bei meinen Eltern in Lübeck lebte, sah ich eine Fahne einer kirchlichen Einrichtung, die sich um die soziale Teilhabe von Menschen mit Behinderungen bemühte. Ich bin ein Kind der 90er und Facebook steckte noch in den Kinderschuhen. Damals habe ich noch aus dem Fenster geschaut, wenn ich durch die Gegend gefahren bin und konnte beobachten, was um mich herum passiert. Heutzutage genügt ein Blick ins Handy und ich weiß bescheid. Oder vielleicht doch nicht?

Die Vorwerker Diakonie warb mit dem Spruch „Anders ist Normal“, doch die Inklusion folgte erst Jahre später. Gute Gedanken brauchen Zeit, bis Sie in die Tat umgesetzt werden. Es ist ein Weg der beschritten werden will, vom Denken zum Fühlen zum Handeln. Mittlerweile gibt es neben Einrichtungen für Schwerst- oder Mehrfachbehinderte, Werkstätten für Beeinträchtigte auch moderne Wohnprojekte und Betriebe, die extra Arbeitsplätze geschaffen haben, wo alle das gleiche verdienen.

Was ist eigentlich Inklusion und was hat das mit dem Konzept der Neurodiversität zu tun?

Inklusion heißt dass Menschen mit Beeinträchtigungen ihr Leben nicht mehr an die Strukturen in der Gesellschaft anpassen müssen. Vielmehr ist die Gesellschaft aufgerufen Möglichkeiten zu erschaffen, die es jedem- insbesondere Menschen mit Beeinträchtigungen- ermöglichen, sich als wertvoller Teil der Gesellschaft wahrzunehmen.

Das Konzept der Neurodiversität dagegen versteht Autismus, ADHS, Dyskalkulie, Leghasthenie, Hochsensibilität und Dysphraxie als eine natürliche Form des menschlichen Daseins. Genauer genommen, lehnt das Konzept der Neurodiversität also auch ab, Menschen mit besonderen Fähigkeiten / Bedürfnissen als Unnormal, minderwertig, krank oder wertlos zu betrachten.

Ähnlich wie die Inklusionsbewegung also steht die Neurodiversitätsbewegung dafür ein, dass Menschen, ganz gleich, welche Beeinträchtigungen sie mit sich bringen, als ein wertvoller Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden.

Woman chatting with young handicapped guy outdoors
Es ist wichtig, wie die Gesellschaft den Umgang mit beeinträchtigen Menschen fördert

Auch Beeinträchtigte Menschen möchten gesehen werden – denn sie gehören dazu

Der Komiker Chris Tall wurde 2014 nach seiner Show in Köln von einem körperlich Gehandicapten (früher sagte man noch körperlich behindert) angesprochen. Dieser fragte den Entertainer, warum er denn über alles und jeden Witze mache, nur nicht über Seinesgleichen – warum er also Behinderte ausschließe. Er empfinde das als diskriminierend.

Chris Tall nahm sich ein Beispiel daran und baut seither in seinen Shows Witze über Menschen mit Beeinträchtigungen ein. 2015 rief er bei TV- Total alle Menschen dazu auf, Witze über alles und jeden zu machen, insbesondere über sogenannte Randgruppen, wie Behinderte, Schwule usw. Daraus entstand im Übrigen sein eigenes Format „Darf er das“? In einem Interview in der NDR- Talkshow sagte er dazu: Der Mensch mit Beeinträchtgung wollte gesehen werden – ein für ihn total nachvollziehbares Grundbedürfnis. Jeder Mensch möchte gesehen werden – und zwar so wie er ist.

Dem Andersein der Anderen mit Menschlichkeit begegnen

Die Begriffe „Narzissmus„, „toxisch“, „Missbrauch“ und „Psychopath“ werden sehr inflationär verwendet. Auch der Traumabegriff wird so angewendet wie er gerade passt. Hauptsache man selbst ist nicht von etwas betroffen, was negativ konnotiert ist.

Das narzisstische Zeitalter ist einerseits eine Epoche, vielleicht auch ein Mythos – für viele Menschen auch die Ursache von allem Übel, aber auch eine Ablenkung von sich selbst. Denn hinter all diesen ganzen Verhaltensweisen, stehen Bedürfnisse, die bereits in der Kindheit unerfüllt blieben. Auch hier könnte man also von einer Beeinträchtigung sprechen. Und Menschen die beeinträchtigt sind, sind wie das Konzept der Inklusion und der Neurodiversität beschreibt, ebenso als wertvoller Teil der Gesellschaft zu sehen.

Narzissten sind immer die anderen! Irgendwie auch ein bisschen narzisstisch oder?

Nur zu gern unterstellen wir anderen, narzisstisch, toxisch oder schlimmstenfalls psychopathisch unterwegs zu sein, wenn diese einen an all die unerfüllten Bedürfnisse aus Kindheitstagen erinnern. Menschen verbringen Jahre in Therapie, um die Themen anderer zu lösen, statt sich mit sich selbst zu befassen. Sich selbst liebevoll zu behandeln, bedeutet nicht, Menschen mit narzisstischen Zügen lieblos zu behandeln. Doch das ist das, was vielmals in Foren gefordert wird.

Dass dabei dann die eigenen narzisstischen Züge zum Vorschein kommen, bleibt gern unerwähnt, denn man habe ja schließlich einen Grund: Der Narzisst ist böse, der Narzisst denkt nur an sich und die Erfüllung seiner Bedürfnisse und wegen dem leidet man und nun habe man jedes Recht dazu, dieser Person die Menschlichkeit abzusprechen.

Dabei erinnert sie dieser Mensch lediglich daran, wie wichtig die eigenen Bedürfnisse sind und dass es eben auch menschlich ist, ein bisschen mehr an sich selbst zu denken.

bored woman looks away while on date with a man with nomophobia
Kaum beschäftigt Man(n) sich mit sich selbst und nicht mit der Frau, ist sie verletzt und er ein Narzisst

Narzissmus ist eine Art wie Menschen funktionieren – Neurodiversität jedoch auch!!!

Narzissmus ist eine Art wie Menschen fungieren. Ein Mensch, der sich narzisstisch verhält, verhält sich aus seiner Sicht logisch. Seine Psyche verfolgt einer ganz eigenen Logik. Das passiert bei so ziemlich allen Menschen genauso. Ein Trigger von Außen führt zu einem Gedanken, welcher Gefühle auslöst, die dazu führen, dass diese Person nur noch auf eine Art und Weise funktioniert. Für sich selbst genommen logisch – aus Sicht der anderen oft nicht nachzuvollziehen und daher auch oft nervig, störend und belastend.

Bevor hinterfragt wird, wieso, weshalb, warum, schaltet so manch einer in den Autopiloten um. Oftmals übernimmt das die Amygdala, die Schaltzentrale der menschlichen Emotion. Das eigene Überlebensprogramm – also auch eine Art zu funktionieren, statt reflektiert, ruhig und sachlich zu reagieren. Dies führt dann auch häufig zu Konflikten, basierend auf nicht kommunizierten und gelebten Bedürfnissen.

Ist der andere wirklich ein Narzisst? Oder passt mir einfach nur sein Verhalten nicht? Oder ist er am Ende vielleicht doch nur einer von vielen, mit besonderen Bedürfnissen oder einer Beeinträchtigung? Gute Frage- nächste Frage. Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.

Mein Name ist Hase und ich weiß von nichts

Auch wenn die Herkunftsgeschichte dieser Redewendung einen tragischen Hintergrund hat, nämlich ein Duell um eine Frau, die mit einem Mord endet und einer anschließenden Flucht mit einem geliehenen Studentenausweis eines Jurastudenten mit dem Nachnamen „Hase“ könnte man diese Redewendung auch so deuten:

Mein Name ist Lampe und ich weiß von nichts. Meister Lampe ist ein Hase mit großen Ohren. Er hört damit echt viel und bekommt auch eine Menge mit, jedoch versteht er nur die Hälfte und meistens auch nur das, was nicht für seine Ohren bestimmt ist. Ihm fehlt also ein Teil. Kurz gesagt: Er denkt viel über das, was er mitbekommt nach, aber Wissen tut er im Grunde genommen nichts. Damit geht es ihm wie so vielen Reizüberfluteten hypervigilanten, neurodiversen Menschen. Sie bekommen ganz viel mit – aber einen wirklichen Nutzen haben Sie nicht davon- auch wenn Sie oft das Gefühl haben, dass Ihnen ein Licht aufgeht.

© Daniel Brodersen

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