von Nicole Krüger
Mein Gott, ich war so verliebt!
Wir lernten uns kennen und es war der Himmel auf Erden. Mein Gott, ich war so verliebt, und ich war gerne bereit, den Nebenkriegsschauplatz zu ignorieren, den mein Liebster da mitbrachte. Vielleicht ist es ja auch eine Lüge meinerseits, denn mein Hauptproblem bei meiner vergangenen Partnerwahl war immer, dass ich mir Männer mit sehr hoher Bedürftigkeit und dem Anschein der Hilflosigkeit suchte.
Es war mir nicht immer so bewusst, deshalb war der Weg lang und hart und hat mich viele gute Jahre gekostet. Das Schema wiederholte sich ständig, und natürlich waren die andern schuld. Mir war irgendwie klar, dass etwas in meinem Leben in Bezug auf Männer falsch läuft, und ich habe genug Bücher über Beziehungen und dergleichen gelesen, aber geholfen hat mir davon nichts. Neues Spiel, neues Glück – versuchen wir es doch mit einem anderen, dann wird es schon werden.
Der Preis war hoch, zu hoch
Die letzte Beziehung hat mich stark an meine Grenzen gebracht. Über Demütigungen, Kontrollen, massive Eifersucht und seelische Grausamkeiten bis über Manipulation habe ich alles geduldet, alles nur, um geliebt zu werden. Über meine eigenen Anteile war ich mir selten im Klaren. Ich war doch gesund, so glaubte ich. (Natürlich habe ich ihn unbewusst provoziert.) Der Preis war hoch, zu hoch … Ich hatte mich selbst verloren in völliger Hingabe und Selbstaufgabe, und ich fand trotzdem nicht, was ich wollte.
Die letzten zwei Jahre waren so extrem, dass ich zeitweise dachte, ich müsste irgendwann in die Psychiatrie. Nach 15 Anläufen zur Trennung bemerkte ich, dass sich was verändert hatte – meine Gefühle …
Ich fühlte mich schuldig, unser gemeinsames Kind dieser Situation des offenen Streits auszusetzen, und erkannte, dass ich es mir ziemlich gemütlich eingerichtet hatte in dieser Beziehung. Ich ignorierte bis zum Verrecken alles, um nicht die Augen öffnen oder gar aktiv Veränderungen durchführen zu müssen. Mir fehlte jedoch nicht nur die Kraft zum Leben, sondern auch mein Lachen und die positiven Gefühle, die das Leben so lebenswert machen. Ich fühlte mich, als ginge mein Leben nicht mehr weiter, als würde immer und immer wieder dieselbe Schallplatte von vorne abgespielt. Ich war es leid, unter diesen Umständen weiterzumachen.
Ende des Jahres 2016 ereignete sich dann der Super-GAU, indem ich nach einem handfesten Streit handgreiflich wurde und das Handy meines Partners zerbrach. Ich war erschrocken über diese blinde Wut und den Hass meinerseits, dass ich fluchtartig das Haus verließ, um mich zu beruhigen und um mich nicht noch weiter provozieren zu lassen. Zu dem Zeitpunkt wäre ich so weit gewesen, ihm Schlimmeres anzutun.
Mein Weg zu mir ging nur über die Erkenntnis, dass ich mich selbst genauso wenig liebte wie der Narzisst
Heute weiß ich, dass es viele Dinge gab, die ich selbst zu verantworten habe. Meine geringe Selbstliebe und Selbstfürsorge, die fehlende Bereitschaft, die eigenen Gefühle und Anteile ins Auge zu fassen, die Ignoranz und die Scheuklappen haben zum Misserfolg meiner Beziehung beigetragen. ich erkannte, dass ich mich selbst so wenig liebte. Ich erwartete jedoch, dass mein Narzisst mich heilt, was er nicht konnte. Er konnte sich nicht mal selbst heilen, was ich aber von ihm erwartet habe. Mein Narzisst war ein guter Spiegel für mich, wenn auch sehr schmerzhaft.
Durch den steten Leidensdruck und den Wunsch nach Veränderung habe ich im Netz eine Gruppe gefunden, in der ich den Gründer dieser Initiative kennenlernen durfte. Diese Hilfe, die von außen geleistet wurde, brauchte ich dringend. Es gab keine Schönfärberei mehr, sondern Ehrlichkeit, Offenheit und der Schubs in die richtige Richtung.
Danke, Daniel Brodersen! Danke liebe Narzissmus Selbsthilfe!