Sexsucht und Pornosucht: Symptome von emotionalem Missbrauch & Narzissmus?

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Es gibt Männer die ihre Frauen betrügen. Sie können nicht treu sein. Es scheint wie ein Zwang zu sein. Denn auch aufhören können sie nicht. Ihre Neigung zu gesteigertem sexuellen Verlangen sieht man ihnen nicht an, zumindest steht bei niemandem auf die Stirn geschrieben, dass er ein notorischer Fremdgänger und sexsüchtig ist. Untreue wird gern Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung nachgesagt. Dass es sich bei diesem Verhalten jedoch um Sexsucht oder Pornosucht handeln könnte oder eine Impulskontrollstörung als Folge von emotionalem Missbrauch oder Trauma, ist höchstens Fachleuten bekannt. Es wird also Zeit, dass ich mich mit diesem Thema auf Narzissmus-Selbsthilfe.de auseinandersetze.

Sexsucht: Krankheit oder Charakterschwäche?
Sexsucht: Krankheit oder Charakterschwäche?

Das Leben ist kein Porno! Oder doch?

Zu der Zeit, als ich Kind war, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Dafür aber gab es jeden Sonntag immer zur selben Uhrzeit Geräusche aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Häufig war die Tür abgeschlossen. Und wenn ich angeklopft hatte, war es mucksmäuschenstill. Irgendwann später, als ich in der Pubertät war und wir Sexualkundeunterricht in der Schule hatten, waren mir dann auch die Gründe klar.

Auch damals gab es schon Pornos. Ich kam mit meinem ersten Porno schon recht früh in Kontakt. Kurz vor meinem 12. Geburtstag starb mein geliebter Großvater. Beim Durchstöbern seiner Bücher stieß ich auf seine Pornosammlung. Litt mein Großvater heimlich unter Sex- bzw. Pornosucht? Ich weiß es nicht. Im Nachhinein betrachtet, könnte man es aber annehmen. Zumindest, wenn man sich mit der Lebensgeschichte meines Opas auseinandersetzt.

Die Pornoindustrie jedenfalls existiert schon länger als das Internet. Damals gab es noch VHS-Kassetten. Wenn man vorspulen wollte, gab es diese flimmernden Streifen. Entsprechend wird es auch damals schon Sexsucht gegeben haben. Nur war dieses Phänomen vielen Menschen vermutlich nicht so geläufig wie heutzutage. Denn seit es das Internet gibt, gibt es eben auch frei verfügbare Pornofilme mit einer ziemlich großen Fangemeinde.

Wann Sexsucht, wann noch normaler Konsum?

Als Kind hielt ich mich für besonders romantisch. Im Alter von 12 Jahren schwor ich mir, dass ich mein erstes Mal nur mit der einzig Richtigen verbringen würde. Ich war geprägt durch Walt Disney und glaubte noch an die große wahre Liebe. Ich idealisierte die perfekte Liebe. Wenn ich mit Frauen schlafe, dann nur mit den Schönsten der Schönen. Das war für mich klar. Bis ich die Pornosammlung meines Opas kennenlernte.

Eine Weile waren die Filme meines Opas für mich interessant. Meine Phantasie wurde dadurch bereichert, mehr aber nicht. Ich hatte schon vorher ohne den Genuss eines Pornofilms einen Samenerguss. Jedoch dachte ich nicht pausenlos nur an das Eine. Entsprechend war die Pornofilmguckerei auch nicht mit einer echten Sexsucht zu vergleichen. Denn diese ist ein richtiges medizinisches Problem.

Was genau ist Sexsucht?

Sexsucht, auch als Hypersexualität oder sexuelle Zwangsstörung bezeichnet, ist eine Erkrankung, bei der Betroffene ein übermäßiges und zwanghaftes Verlangen nach sexuellen Aktivitäten entwickeln. Und zwar in einem Ausmaß, das ihr Leben teilweise erheblich beeinträchtigt. Diese Sucht kann verschiedene Formen annehmen. Darunter exzessive Masturbation, Pornografiekonsum, häufiger Partnerwechsel, Besuche von Bordellen oder häufige One-Night-Stands.

Menschen mit Sexsucht haben oft Schwierigkeiten, ihre sexuellen Impulse zu kontrollieren, was zu einem Verlust der Selbstkontrolle und zu erheblichen Problemen in verschiedenen Lebensbereichen führen kann, einschließlich zwischenmenschlicher Beziehungen, Beruf und Gesundheit. Die Betroffenen können sich isoliert fühlen, Schwierigkeiten haben, intime Beziehungen aufrechtzuerhalten und können unter Schuldgefühlen, Scham und Angst leiden.

Was ist Hypersexualität?

Hypersexualität ist ein Synonym für Nymphomanie und damit auch ein Begriff, der verwendet wird, um übermäßiges zwanghaftes sexuelles Verlangen oder impulsives Verhalten zu beschreiben. Es ist eine Form der Sexsucht, bei der eine Person einen unkontrollierbaren Drang nach sexuellen Aktivitäten verspürt, der ihr tägliches Leben beeinträchtigen kann.

In der ICD-10 findet man die Hypersexualität bei den Zwängen sowie unter den Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren im Kapitel 5, als auch im Kapitel 6 hinter den Persönlichkeitsstörungen.

Was ist die Ursache für Sexsucht?

Hypersexualität kann verschiedene Ursachen haben, darunter psychische Erkrankungen wie bipolare Störung oder Borderline-Persönlichkeitsstörung, Neurotransmitter-Ungleichgewichte im Gehirn, was z.B. bei ADHS oder Autismus vorkommt als Folge von traumatischen Erfahrungen oder hormonellen Veränderungen. Auch Menschen, die unter einer Pick-Demenz erkranken, zeigen mitunter frivoles Verhalten mit gesteigertem Sexualtrieb.

Ein Klient von mir zum Beispiel leidet unter einer zwanghaften sexuellen Störung. Als Kind wurde er oft im Stich gelassen. Gleichzeitig erlebte er auch viel emotionalen Missbrauch sowie körperliche Gewalt. Im Alter von 9 Jahren machte er die Erfahrung, dass es ihm schöne Gefühle bereitet, wenn er seinen Penis ganz fest an ein Kissen reibt. Seitdem mastubiert er immer, wenn er gestresst ist oder sich furchtbar einsam fühlt. Häufig sind solche prägende Ereignisse die Ursache für Sexsucht.

SEX - sexual activity - male and female - gender
Der Gedanke an Sex kann triggern

Ist Sexsucht Symptom der narzisstischen Persönlichkeitsstörung?

Narzissten dagegen sind nicht süchtig nach Sex, sondern nach Anerkennung. Für Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörnung ist Sex als oft nur ein Mittel zum Zweck. Entweder um Macht und Dominanz auszuüben oder um für Liebhaberqualitäten besonders gelobt zu werden. Bei der Sucht nach Sex ist entscheidend, wofür Sex genutzt wird. Und da es einem Narzissten vorrangig um Anerkennung geht, kann Sex bzw. Pornosucht als Symptom der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ausgeschlossen werden.

Menchen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung können durchaus übersteigerte Gedanken an Sex, Fantasien oder Verhaltensweisen an den Tag legen, die übergriffig, grenzüberschreitend oder selbstbeweihräuchernd rüberkommen. Jedoch hat übersteigertes sexuelles Verlangen nichts mit Angeben zu tun, da sich Betroffene, die darunter leiden, erheblich für ihren unkontrollierbaren Zwang schämen. Mit Sexgeschichten zu prahlen ist zwar auch für die Zuhörer eines Narzissten nervig, ist jedoch nichts von erhöhtem Krankheitswert.

Ist Sexsucht eine Zwangsstörung?

Im Falle meines Klienten sind auch noch Pornos im Spiel und er mastubiert teilweise 2-3 mal am Tag. Er kam zu mir in Behandlung, weil er glaubte ein Narzisst zu sein. Da er sich aber furchtbar für seine Affären / Fehlritte schäme, seine Frau ihm leid tue und er unbedingt lernen wollte, seine Impulse zu kontrollieren, sehe ich sein Verhalten nicht als narzisstisch an. Es ist in der Tat eine sexuelle Zwangsstörung in Folge von Trauma.

Menschen, die unter einer Zwangsstörung leiden, leiden förmlich unter ihren Zwangsgedanken oder Zwangsimpulsen. Viele Betroffene wollen sich sogar von ihren Partner/innen trennen, um weiteres Unheil zu vermeiden. Menschen mit einer sexuellen Zwangsstörung empfinden ihren Sexualtrieb häufig als sinnlos, da oft keine oder nur sehr kurzzeitige Befriedigung eintritt. Daher brauchen Betroffene auf Dauer immer intensivere Reize, die über das Masturbieren oder den normalen Pornokonsum hinaus gehen.

Wo bekomme ich Hilfe bei Sexsucht?

Die Behandlung von Hypersexualität umfasst oft Psychotherapie, in seltenen Fällen Medikamente, Entspannungsübungen und Unterstützung durch Selbsthilfegruppen, um gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und die zugrunde liegenden Probleme anzugehen.

Wenn du selbst Betroffen bist oder dich in dem hier Geschriebenen wiederfindest, wenn du dir die Fragen stellst „Hat mein Partner Sexsucht?“ oder was Sexualtherapie kann, dann sollten wir uns kennenlernen. Die richtige Therapie bei Sexsucht kann oft wahre Wunder bewirken

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