Als Erwachsener liegt es an jedem selbst, wie sehr man mit sich, seinen narzisstischen Bedürftigkeiten, Abhängigkeiten und Abwehrmechanismen, also seinen „Schwachstellen“ kämpft und wie lange bzw. intensiv man dies tut. Das innere Kind zeigt sich zuerst. Gesunde Menschen können sich in der Regel gut selbst regulieren und das innere Kind in sich adoptieren und ggf. auch disziplinieren. Narzissten dagegen fällt dies schwer. Was ist jedoch wenn man auch noch Kinder mit einem Narzissten hat? Darum soll es in diesem Artikel gehen.
Das eigene innere Kind zeigt sich zuerst
Wären die eigenen Anteile, die man zu Mängeln erklärt, weil diese sich ständig melden, wenn man getriggert wurde, nicht so groß, würde es nie zu den bekannten typischen Szenarien kommen. Wenn man gelernt hätte mit seinem eigenen inneren Kind liebevoll umzugehen, könnte man auch mit seinem Gegenüber liebevoll umgehen, selbst wenn man Streit hat. Wäre man selbst nicht so schwer verwundet oder traumatisiert, würde man nicht im anderen suchen, was man sich selbst geben muss. Würde man erkennen, dass man selbst verantwortlich ist für sich selbst und somit auch die getriggerten Anteile, könnte man heilen. Und man könnte dann sogar Kinder mit einem Narzissten teilen.
Doch ohne diese Erkenntnis herrscht Krieg. Narzisst bekämpft Co- Narzisstin und umgekehrt. Die Einsicht zu erlangen, Opfer wie auch gleichzeitig Täter zu sein, ist der erste und wichtigste Schritt! Danach auszusteigen und zum Schöpfer des eigenen Glücks zu werden, der Zweite!!!
Auf diese Art und Weise ist Heilung möglich
Die Kämpfe zwischen Partner und Partnerin fordert seine Opfer. Die eigenen inneren Kinder, die dem jeweils anderen schutzlos ausgeliefert werden. Zwei innere Kinder, die beide ohnmächtig in der Ecke liegen, während die zwei Egos sich bekämpfen. Keiner will nachgeben, denn das wäre zu vergleichen mit Selbstaufgabe- zumindest aus Sicht der beiden Kontrahenten. Beide machen sich vom anderen abhängig. Beide erwarten, dass der andere nachgibt oder dem jeweils anderen recht gibt.
Wenn nun einer von beiden aussteigt, zum eigenen Wohle Verantwortung übernimmt, dann ist das auch immer zum Wohle des anderen,. Man steigt aus, aus der unguten Dynamnik und sucht sich Hilfe von Außen. Auf diese Art und Weise ist Heilung möglich.
So weit so gut … doch was ist, wenn Kinder mit einem Narzissten aus einer Beziehung hervorgegangen sind??
Was ist, wenn zwei Menschen sich dann auch noch um die Liebe ihrer Kinder streiten? Was ist, wenn die Kinder von den jeweiligen Parteien genutzt werden, um dem anderen zu schaden oder sich selbst zu erhöhen? Wenn es nur noch darum geht ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein, und um die größtmögliche Anerkennung des eigenen Egos, statt um das Wohl der Kinder, dann kann man tatsächlich von einem narzisstischen Missbrauch sprechen.
Unglücklicherweise sind sich weder der eine, noch der andere Part darüber bewusst, dass dieses narzisstische Verhalten, bei den Kindern schädliche Spuren hinterlässt.
Ich erlebe diese Belastung und innere Zerrissenheit meiner Söhne hautnah mit. Ich spüre so intensiv ihren Schmerz, bin aber gleichzeitig gezwungen, mit innerer Stärke wie ein Fels in der Brandung da zu sein. Begleitet von Gerichtsterminen, Jugendamtsgesprächen, Anwaltstermin und dem normalen Arbeitsalltag sowie auch eigenen Befindlichkeiten.
Patrick Weissgerber
Die wahren Opfer sind unsere Kinder!
Kinder, denen egal ist, wer als gut oder böse meint bezeichnet zu werden. Kinder, denen das Recht auf Mutter oder Vater genommen wird! Kinder, denen das Recht auf sich selber und ihre unbefangene Kindheit genommen wird! Kinder, die in jungen Jahren als Druckmittel benutzt und somit zum Spielball gemacht werden … nur weil die Eltern sich selber wie Kinder benehmen, welche am klassischen „Täter – Opfer“-Denken festhalten, und darauf eine klassische Umkehrung geschieht. Die Größe und Weitsicht zu besitzen, davon wegzukommen, ist den wenigsten gegeben, da man ja genügend Unterstützung mit Beifall und warmen Worten von „gleichgesinnten“ unreflektierten Menschen erhält!
Wer meint, immer dann die Schuld an das Gegenüber richten zu können, wenn es um das Kindeswohl und den Umgang geht, trägt bewusst die Schuld am Leid der eigenen Kinder! Egal ob Narzisst oder Co … wer gefangen in alten Strukturen bleibt … schadet sich und den geliebten Kindern.
Denn Kinder lernen durch Nachahmung. Kinder kopieren ihre Eltern. Und sie werden sich immer mit dem Part solidarisieren, der ihnen emotional am Nächsten kommt. Kinder sind sehr leicht beeinflussbar. Und Kinder übernehmen auch narzisstische und abhängige Muster.
Weiblicher Narzissmus ist auch möglich
Weiblicher Narzissmus (Co- Narzissmus) wird als verdeckter Narzissmus bezeichnet, welcher schwer auszumachen/belegen ist. Man bezeichnet diesen auch als Mutter Theresa Narzissmus.
Intensiv, Impulsiv, intrigant, hochmanipulativ … perfekt getarnt mit einer Maske, unter der ein Mensch existiert, welcher den extremen Mangel an Selbstwert und Angst, dass dies erkannt wird, alles daran setzt, das Gegenüber zu vernichten… Weiblicher Narzissmus wird gern als Co- Abhängigkeit oder Co- Narzissmus bezeichnet. Das heißt man behauptet, dass man ohne den Narzissten niemals so geworden wäre.
Wenn man nicht weiß, wer jetzt Täter oder Opfer ist
Was ist wenn die Frau aufgrund ihrer narzisstischen Verletzung ebenfalls zur Narzisstin wurde oder gar zu einer Persönlichkeitsstörten? Dann sind wieder beide gleich. Aber das darf ja nicht sein. Einer muss Täter sein und der andere automatisch das Opfer. Und das nur um sich als bessere Mutter oder als besserer Vater zu fühlen oder um den anderen Gemeingefährlichkeit zu unterstellen oder Unfähigkeit eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein. Und Woher wissen die jeweiligen Partner, dass der andere das mit Absicht macht?
Kinder sind oft nur Mittel zum Zweck
Und wann denkt jemand mal an das Wohl der Kinder? Wann hört das Egospielchen auf? Wann hört es auf, sich gegenseitig zu beschuldigen ein schlechter Vater oder eine schlechte Mutter zu sein? Wann hören diese Verleumdungen und Versteckspiele vor Gericht auf? Wann stellt man sich endlich seinen eigenen Anteilen, seinen eigenen Verletzungen und seinen eigenen Bedürftigkeiten? Wann werden die Kinder nicht mehr narzisstisch missbraucht um selbst besser dazustehen?
Wenn man Kinder mit einem Narzissten hat, dann trägt man zu gleichen Teilen die Verantwortung für das Kind, wie der Narzisst selbst. Es spielt keine Rolle ob männlicher oder weiblicher Narzissmus vorliegt. Und bevor du jetzt den Narzissten als Narzissten bezeichnest und ihm absprichst ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein, überprüfe bitte ob du nicht auch selbst narzisstische Züge hast und ob du möglicherweise Glaubenssätze hast, die ebenso aussagen, dass du eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater ist, du also deine Anteile auf den anderen projizierst.
© Daniel Brodersen