Das Internet bietet soviel über Narzissmus. Es ist voller Tipps für den Umgang mit Narzissten. Aber überall steht der Narzisst im Fokus. Wie schütze ich mich? Wie kann ich ihn retten? Warum tut der Narzisst dies und das? Und überall stehen Aussagen von Betroffenen, subjektiver Natur, das heißt es kann so sein, muss es aber nicht. Über die Fehler im Umgang mit Narzissten und was es speziell zu beachten gillt, findet man oft nichts.
Kein Narzisst gleicht einem anderen – es gibt also nicht „den Narzissten“ wie er im Bilderbuch steht
In der Psychologie geht wir man davon aus, es nicht zu wissen, also dass jedes Individuum wie der Name schon sagt sehr individuell ist. Das wiederum bedeutet, dass kein Mensch gleich ist. Die menschliche Psyche ist tricky und 90% dessen was passiert, passiert un(ter)bewusst.
Macht ein Narzisst das, was er tut absichtlich? Bzw. macht er das aus dem Grund, aus dem du denkst, dass er das tut? Eher Nicht. Passieren die Fehler im Umgang mit Narzissten absichtlich? Auch hier muss es eher verneint werden. Kein Mensch ist gleich und Fehler passieren. Meistens sind es Schutzstrategien und Abwehrmechanismen. Und diese passieren, weil sie passieren – im Affekt und aus dem Gefühl heraus.
Ein Narzisst hat viele Gesichter – wie jeder Mensch
Dazu tauschen wir ständig die Rollen. Mal sind wir Mama, mal, mal Schwester, mal Tochter, mal Kind, mal Arbeitskollegin. Anderntags sind wir dann Ehefrau oder Ehemann und am Ende dann trotzdem mit unseren Gefühlen und oft auch unserer Wahrnehmung ganz allein. Denn auch unsere narzisstischen Partner bewegen sich in verschieden Rollen – werden also auch entsprechend unterschiedlich wahrgenommen und das Verhalten worunter wir dann leiden, tritt nur uns gegenüber so auf, selten jedoch gegenüber anderen.
Uns gegenüber treten Narzissten vielleicht machtbetont und kaltempathisch auf, während unser Umfeld, sie als charmente, empathische, warmherzige Menschen wahrnimmt. Deswegen sprechen wir auch häufig vom verdeckten Narzissmus. Außen hui…. innen pfui.. könnte man meinen.
Deswegen fühlen sich auch ganz viele Betroffene, die sich als Opfer von narzisstischen Missbrauch sehen, auch unverstanden. Mehr noch haben sie das Gefühl man glaube ihnen nicht oder spricht ihnen die Wahrnehmung ab.
Fehler im Umgang mit Narzissten vermeiden – ohne selbst darunter zu leiden.
Viele Psychotherapeuten berufen sich auf der Wissenschaft. Der sokratische Dialog oder die systemische Lösungsfindung sind super Therapietechniken. Auch von Rogers und Rosenberg halten wir ganz viel. Jedoch sollten diese Techniken erst angewandt werden, nachdem die Gründe für das Aufsuchen der Therapie entsprechend gewürdigt wurden. Therapeuten haben den Auftrag den Klienten da abzuholen, wo er steht – selbst wenn es anfangs gegen die eigene Meinung geht. Es geht um Beziehungsgestaltung.
Und es bringt niemandem was, wenn er gleich zu Anfang hört „Es liegt an dir- wo sind deine Anteile“?
Wichtig ist also in erster Linie Empathie. Und das erreicht man wie? Durch Zuhören und nicht durch belehren. Kein Mensch lässt sich gerne bekehren. Und mit Empathie versprühst du Magie und vor allem liebevolle Konsequenz – und durch liebevolle Konsequenz verschreckst du ein wenig das Wutgespenst und kannst im Umgang mit Narzissten am ehesten was erreichen.
Therapeuten arbeiten schon ganz lange so. Nebenbei grenzen sie sich ab – nehmen sich die Wut des Anderen nicht zu Herzen. Für dich gillt als Hilfsmittel Grey Rock gegen den Schock.
Leben und leben lassen – oder auch „Alles darf sein“
Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt wenn nur ein – hilfreich oder nicht hilfreich. Hilfreich ist es seine kindlichen Bedürfnisse auf eine liebevolle Art und Weise zu stillen – statt das Gegenüber auf kindische Art und Weise zu drillen.
Kein Mensch lässt sich gern zu etwas zwingen, was nicht seiner Einsicht entspricht. Und wenn du ganz ehrlich bist – willst du das auch nicht. Dann lass dem Narzissten lieber seine Meinung, während du bei deiner Meinung bleibst.
Therapien haben ihren Sinn und Zweck. Sie bieten einen Schutzraum. Einen Raum wo sie so sein können, wie sie sind. Getreu dem Motto „Leben und leben lassen“
Und wenn alles sein darf, dann darf auch erstmal die eigene Meinung sein- komplett wertungsfrei. Aber auch die Meinung der anderen hat eine Daseinsberechtigung, genauso wie die Meinung eines Narzissten. (Denn er ist ein Mensch)
Aufgepasst: Du kannst vom Narzissten lernen
Wir Menschen brauchen einander um zu sein. Ja wir lernen voneinander, indem wir uns spiegeln. Wir können also auch von einem Narzissten lernen. Auch Therapeuten profitieren von ihren Klienten. Immerhin bringen sie das Brot, von dem sie sich ernähren.
Manche Menschen können dieses und jenes annehmen, was sie zurück gemeldet bekommen, andere wehren es ab und verleugnen oder verschieben es (Die Abwehrmechanismen sind oft auch unbewusst aktiv) wider rum andere projizieren ihren Scheiß auf andere oder geben ihnen die Schuld an ihrem Scheitern. Und all das, was beschrieben wurde, ist Teil des Narzissmus.
Schließlich heißt Narzissmus frei übersetzt Selbstwerterhaltungsstrategie. Jeder Mensch verfügt also über narzisstische Züge. Das ist vollkommen normal. Manch einer behauptet sogar, dass in jedem von uns ein kleiner Narzisst steckt- ein Teilzeitnarzisst sozusagen. Immer dann wenn wir uns unbewusst unserer Abwehrmechanismen bedienen, sind wir auch ein stück weit narzisstisch unterwegs oder gar toxisch.
Ein Abwehrmechanismus schützt also auch unseren Selbstwert.
Ein Narzisst kämpft bekanntlich IMMER um den eigenen Wert, während er sich paranoid (feindselig, streitsüchtig, ich- bezogen) um sich selbst dreht. In dem Falle aber sind wir bereits im Spektrum der (narzisstischen) Persönlichkeitsstörung. Schon gar wenn der Narzisst sich selbst aufwertet und somit andere abwertet, um sich besser zu fühlen. In gesundem Maße ist ein Abwehrmechanismus jedoch gut und hat nichts mit einer Störung zu tun.
Gibt es spezielle Regeln für den Umgang mit (pathologischen) Narzissten?
JEIN !!! Es gibt sicherlich die in oder andere Ratgeberseite im Internet, die den ein oder anderen Hinweis parat hat, aber das sind keine Regeln.
Es gibt Regeln für den (Nicht-)Umgang. Du liest richtig. Wir empfehlen dir wie du mit dem Narzissten im günstigsten Fall NICHT UMGEHST.
Wenn du gut zu dir selbst bist, dich achtest, dich wertschätzt und dich liebst, dann kann dir keiner was, vor allem kein Narzisst.
Bestenfalls gehst du mit dem Narzissten aber genauso um, wie mit dir selbst. Das heißt es gibt von unserer Seite lediglich Empfehlungen, wie DU mit Dir selbst am besten umgehen kannst. Wenn du gut zu dir selbst bist, dich achtest, dich wertschätzt und dich liebst, dann kann dir keiner was, vor allem kein Narzisst. Dann wird alles an dir abprallen, was von seiner Seite her als Abwehrmechanismus auf dich einprasselt. Dann kann dich niemand mehr verletzten. Dann bist du resilient. (widerstandsfähig).
Nicht alles was im Internet steht, hilft beim Umgang mit Narzissten
80 % was wir im Internet lesen, ist unserer Meinung nach geprägt von Empathielosigkeit, Hass, Ohnmacht, Verzweiflung, Wut und Übertragung. Das Thema Narzissmus bzw… Narzissten und Narzisstinnen scheint bei vielen Menschen die Sicherungen durchschmoren zu lassen.
Sofort wird an Menschen gedacht, die einen ungerecht behandelt haben, von denen man sich nicht verstanden fühlt, dafür aber manipuliert und verletzt. Und danach richtet sich auch der Fokus. Selbst Google und Facebook schicken dir Beiträge über Narzissmus. Du wirst immer wütender und verzweifelter. Und du steigerst dich hinein.
Ist diese ohnmächtige Wut im Umgang mit Narzissten hilfreich?
Für die Heilung ist WUT kurzzeitig tatsächlich hilfreich. Denn jedes Gefühl darf sein. NEIN- es muss sogar sein, sonst verspannen die Muskeln und man bekommt arge Rückenprobleme, wenn man die WUT nicht raus lässt um sie anschließend los zu lassen. Wer seine Wut ständig unterdrückt, wird verrückt.
Bestenfalls lässt man seine Wut nicht an einem Menschen aus, auch nicht am Narzissten, selbst wenn er der Auslöser war.
Der Narzisst trägt Verantwortung für sein Verhalten. Das heißt, wenn du dich von ihm zurück ziehst, ist das die logische Folge. Und das darfst du auch- in jedem Falle. Jedoch bist du dann auch im Umkehrschluss verantwortlich für den Umgang mit deinen Gefühlen. Und wenn du gerade Wut fühlst, dann bist du in der Verantwortung diese WUT so auszuleben/ auszudrücken, dass niemand anders darunter leidet. Du hast also definitiv das Recht dazu diese Gefühle zu haben. Lass dir von niemandem verbieten dich zu fühlen, wie du dich fühlst. Lass dir den Ausdruck nicht verbieten. Nein- steh dazu. Steh zu Dir.
Das ist Regel Nummer eins für den (Nicht)- Umgang: Stehe zu dir… Sei du selbst... und nimm es nicht persönlich
Lass dich nicht verbiegen… und zeig weiterhin deine Gefühle… ganz gleich, was der andere denkt, was der Narzisst deswegen sagt oder tut… Bleib dir selber treu und vor allem verleugne dich NICHT (2.)….oder kurz gesagt.. GRENZE DICH AB… NIMM das, was dir der Narzisst sagt NICHT (3.) persönlich….
Es sind seine Angelegenheiten… seine Handlungen und Aussagen kommen von ihm und haben oftmals NICHTS mit dir zu tun… also nimm es dir NICHT zu Herzen, wenn der Narzisst anderer Meinung ist und dich versucht davon zu überzeugen, dass er recht hat und du aus seiner Sicht eben nicht… Denn es geht im Grunde genommen gar nicht ums Recht haben… sondern wenn nur um Anerkennung der eigenen Meinung… und das kannst du tun… du kannst seine Meinung anerkennen, ohne diese anzunehmen….
Regel Nummer 2: Lob hilft gut im Umgang mit Narzissten
LOB tut gut, LOB macht Mut, LOB hilft dabei selbst gesehen zu werden. Und selbst wenn du meinst, dass es nur narzisstischer Supply wäre und der Narzisst es aus deiner Sicht nicht verdient hätte, ist ein LOB, wenn du es effektiv einsetzt ein probates Mittel sich mit dem Narzissten gut zu stellen…
Ja ein Lob kann sich lohnen, denn dann wird er dich verschonen und dich NICHT irgendwelchen Angriffen aussetzen, die seine Abwehrmechanismen auf dich hetzen, nachdem du ihn mal wieder kritisiert hast… ALSO kritisier den Narzissten NICHT… sondern guck eher danach, was er gut gemacht hat… und dann meldest du ihm das zurück… LOB bringt Glück….und wer weiß, vielleicht lobt er dich zurück….
Den Narzissten nicht zu kritisieren, heißt nicht, dass du ihm gegenüber niemals kritisch sein darfst, jedoch solltest du die Kritik dann in Geschenkpapier verpacken.. das heißt… Achtsam sein und gewaltfrei kommunizieren….. Niemand mag Du- Botschaften… der Narzisst schon mal gar nicht und wenn du ehrlich bist, dann du auch nicht….
Regel Nummer 3: Bei sich bleiben und das Spielfeld sauber halten
Ich Botschaften sind immer am Besten… das lehren sämtliche Psychologen von Norden bis Westen….und auch wenn du durch den Narzissten bis in Mark gereizt wurdest, dann bewahr bitte die Contenance… äußer dich wertschätzend… und du steigerst auch seine Compliance…
Und wenn du dadurch erreichst, dass er den Kontakt zu dir NICHT abbricht, er also auch NICHT beleidigt ist , so wird er auch dir gegenüber kooperativer sein und du hast somit sein Verhalten positiv bestärkt indem du selber positiv geblieben bist…. also schwäche ihn NICHT…..das ist auch besser für Dich… denn so schwächt er dich auch nicht….
Und wenn du dich nun doch auf diese Schuldzuweisungsspiele einlässt, in dem jeder um sein recht kämpft, dann bist du eine Mitspielerin. Eine die ebenso mit unfairen Mitteln kämpft. Dann bist du auch Täterin. Denn du könntest ja, wenn du wolltest jederzeit aussteigen. Jedoch lassen diese deine Trigger und Reaktionsmuster nicht zu. Irgendwas in dir sagt: Schlag zurück – jedoch sag ich dir: Gewalt bringt kein Glück.
Werde bitte nicht selbst zur Narzisstin
Gleichzeitig ist es wichtig zu wissen, dass du ihn niemals dissen solltest, vor allem NICHT vor anderen, das heißt wenn du ein Problem mit ihm hast, bespreche es mit ruhigem sachlichen Ton, möglichst ohne Spott oder Hohn…. allein in seinem Büro….
Tust du es in der Öffentlichkeit geht er K.O. und du weißt ja, wie geschlagene Boxer reagieren. Sie fangen an wie ein Elefant im Porzellanladen zu agieren, indem sie sich aus ihrer Ohnmacht heraus ermächtigen, eben auch um sich an dir zu rächen… und das muss ja wahrlich nicht sein… also sei zum Narzissten NICHT gemein… glaub mir… du willst nicht wie der Narzisst sein – narzisstisch (siehe Tabelle)
Sei ganz einfach humorvoll und lieb. (vor allem auch zu dir selbst)
Versuche es jedoch auch NICHT, es nur ihm recht zu machen. Denn du musst selber in erster Linie zufrieden sein, also sei weder zu ihm gemein, noch zu dir. Wenn der Narzisst deine Grenze überschritten hat, dann sage STOPP am besten ganz flott und warte nicht bis zu deinem Bankrott.
Und sei NICHT zu devot. Sei kein Idiot. Sag ihm was du willst, erwarte aber NICHT, dass er das akzeptiert, geschweige denn dass er dafür sorgt, dass dein Bedürfnis gestillt wird. Dafür musst du leider schön selber sorgen. Denn dafür bist du selbst verantwortlich. Aber du schaffst das. Du hast es bis hierher auch geschafft.
Und hast du mal keine Lust auf seine „Ich bin der Größte Tour“, dann sei nicht STURR, sondern versuch es einfach mal mit Humor. Wenn der Narzisst mal wieder auf Wichtig tut, dann ist es gut, wenn du ihn nachmachst und seine Wichtigkeit übermäßig betonst. Er wird drüber schmunzeln, denn das ist er nicht gewohnt. Auch spiegeln ist ein probates Mittel, dann sparste dir den Mann mit dem Stethoskop und dem weißen Kittel.
Wenn Kinder im Spiel sind – was dann? Bitte lies weiter:
Möchtest du vom Narzissten deine Ruhe, dann kauf dir Laufschuhe und fang mit Joggen an, da kommt man ganz leicht auf einen anderen Plan. Laufen befreit den Kopf von negativen Gedanken, nebenbei kannst du Energie und Frischluft tanken.
© Daniel Brodersen