Therapie mit Narzissten: Wesentliche Regeln die man als Therapeut beachten sollte

Narzisstische Patienten in der Therapie sind keine Seltenheit, obwohl dies oft anders wahrgenommen wird. Oft gelangen sie aufgrund anderer psychischer Probleme in therapeutische Behandlungs-einrichtungen. Wenn eine narzisstische Persönlichkeitsstörung festgestellt wird, ist es von entscheidender Bedeutung, wie der Therapeut mit dem Patienten interagiert. Eine Therapie mit Narzissten hat also nur Erfolg, wenn einige wesentliche Regeln beachtet werden. Professor Lammers gibt uns Einblicke in seine Arbeit mit narzisstischen Patienten.

Therapie mit Narzissten
Therapie mit Narzissten kann eine Herausforderung sein

Narzisstische Patienten in der Therapie: Was beachtet werden sollte

Die Gestaltung der therapeutischen Beziehung spielt eine entscheidende Rolle bei der Therapie mit Narzissten. Einerseits muss der Therapeut ein Beziehungsangebot unterbreiten, das den Patienten ausreichend motiviert, überhaupt an einer Psychotherapie teilzunehmen und von ihr zu profitieren. Andererseits ist die therapeutische Beziehung selbst eine spezifische psychotherapeutische Intervention im Sinne der Übertragung (oder Problemaktualisierung).

Lammers vergleicht narzisstische Patienten in der Therapie mit einem rücksichtslosen Porsche-Fahrer, der in Schwierigkeiten geraten ist und widerwillig nach Hilfe sucht. Als Therapeuten dürfen wir nicht urteilend vor dem Auto stehen bleiben, sondern wir müssen uns zu dem Fahrer in seinem Porsche setzen, um in Kontakt zu treten. Erst dann können wir mehr als nur einen rücksichtslosen Fahrer in einem teuren Sportwagen sehen.

Verständnis in der Therapie mit Narzissten stellt die Weichen für den Erfolg

Die Herangehensweise des Therapeuten bei der therapeutischen Beziehungsgestaltung mit narzisstischen Patienten ist schwer in einem Artikel zusammenzufassen, da die Patienten stark in ihrer Individualität variieren. Sie haben unterschiedliche Beziehungswünsche, Therapiemotivationen und Fähigkeiten zur Beziehungsgestaltung. Und auch die Ursachen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind differenziert zu betrachten.

Zusätzlich zeigen die Patienten oft widersprüchliches Verhalten und Bedürfnisse, die je nach Situation eine spezifische Herangehensweise erfordern. Es gibt auch unterschiedliche Positionen innerhalb der verschiedenen Therapieschulen zur Beziehungsgestaltung mit narzisstischen Patienten.

Das Verständnis des Therapeuten für die Symptome und die Psychodynamik des narzisstischen Konflikts ist grundlegend, um eine positive Beziehung zu diesen Patienten aufzubauen. Solange der Therapeut das Leiden der Patienten nicht versteht und keine empathische Verbindung herstellen kann, solange er nicht begreift, warum die narzisstischen Verhaltensweisen des Patienten für ihn hilfreich sind, wird es schwer sein, eine positive Beziehung aufzubauen.

Therapie mit Narzissten: Die Therapeutische Beziehungsgestaltung als entscheidender Wirkfaktor

Die therapeutische Beziehung wird als einer der wichtigsten Wirkfaktoren in der Psychotherapie angesehen, insbesondere bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. Um den Wirkfaktor der therapeutischen Beziehung besser zu verstehen, können wir die Konzepte von Klaus Grawe verwenden, die das Ergebnis einer Metaanalyse von kontrollierten Wirksamkeitsstudien sind. Diese Wirkfaktoren umfassen:

  1. Problemaktualisierung: In der Therapie werden die Probleme des Patienten aktiviert und erlebbar gemacht.
  2. Problemklärung: Die Therapie fördert das Verständnis des Patienten für die Ursprünge, Hintergründe und Motivationen seines problematischen Erlebens und Verhaltens.
  3. Problemlösung: Der Patient lernt Strategien und Techniken, um positiv mit seinen Problemen umzugehen.
  4. Ressourcenaktivierung: Die positiven Eigenschaften, Fähigkeiten und Motivationen des Patienten werden in der Therapie genutzt und gefördert.
Senior Man in Therapy
Die Haltung kann entscheidend sein

Um die therapeutische Beziehung bei narzisstischen Patienten besser zu gestalten, sollten allgemeine Ziele definiert werden, darunter:

  • Die Verbesserung der Beziehungsfähigkeit.
  • Die Integration inkompatibler Selbstschemata, insbesondere durch die Arbeit an verborgenen Bedürfnissen.
  • Die Entwicklung adaptiver, bedürfnisorientierter Verhaltensweisen.

Narzisstische Patienten haben oft Angst vor Normalität

Viele narzisstische Patienten fürchten, dass ihre Probleme sie in die Psychoecke der „Normalität“ drängen könnten. Sie haben Angst, dass ihre bisherigen Verhaltensweisen als narzisstische Fehlhandlungen abgestempelt werden und dass ihnen ein Therapeut eine Kommunikation über ihre Gefühle aufzwingen wird. Dies fühlt sich für sie an, als würde sie gezwungen, von einem Porsche auf einen älteren VW Golf umzusteigen. Daher ist es wichtig, diese Ängste und Widerstände zu berücksichtigen.

Ein Narzisst ist ein Subjekt, kein Objekt

Die Hauptaufgabe des Therapeuten besteht darin, den Narzissten in Therapie zu motivieren, eine aktive und engagierte Einstellung zur Psychotherapie zu entwickeln, da nur der Patient selbst einen Veränderungsprozess in Gang setzen kann oder ihn scheitern lassen kann. Der Patient ist kein Objekt therapeutischer Techniken, sondern ein aktives Subjekt, dem der Therapeut ein hilfreiches und motivierendes Beziehungsangebot machen sollte.

Der Therapeut sollte den Patienten unterstützen, sich rücksichtsvoller zu verhalten und seine verborgenen Bedürfnisse, wie das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Kontakt, angemessen auszuleben. Dies erfordert eine flexible Herangehensweise des Therapeuten und die Anerkennung des Bedürfnisses des Patienten nach Autonomie und Kontrolle. So kann eine Therapie mit Narzissten in eine positive Richtung laufen.

Die Ziele der Therapie sollten gemeinsam mit dem Patienten entwickelt werden, wobei der Therapeut in den Anfangsphasen der Behandlung flexibel sein sollte. Später sollte der Therapeut den Patienten jedoch auf fehlende konkrete Ziele hinweisen und gemeinsam danach suchen, um sicherzustellen, dass die Therapie nicht stagniert.

In der Therapie mit Narzissten: Dem Patenten seine Würde lassen

Es ist wichtig, dem Patienten keine Ziele aufzuzwingen, die nicht von ihm selbst als attraktiv und sinnvoll empfunden werden. Der Therapeut sollte das Bedürfnis des Patienten nach Eigenbestimmung als Ressource und nicht als Problemverhalten betrachten. Der Therapeut sitzt im metaphorischen Beifahrersitz des Patienten-Porsches, aber der Patient bleibt am Steuer.

Die Qualität der therapeutischen Beziehung hängt auch von den Therapieerfolgen des Patienten ab. Bei narzisstischen Patienten bietet es sich an, zu Beginn der Therapie kleine, zeitnahe Ziele zu setzen. Diese sollten vom Therapeuten akzeptiert werden, solange sie nicht schwerwiegend dysfunktional sind.

Motivation zur Therapie: Bedürfnisorientierte und Gewaltfreie Beziehungsgestaltung

Um narzisstische Patienten langfristig zur Therapie zu motivieren, sollte die Beziehungsgestaltung die Bedürfnisse des Patienten im Sinne seiner interaktionellen Pläne befriedigen. Dies kann bedeuten, dass der Therapeut die positiven Seiten des Patienten aktiv wertschätzt, ohne dabei das problematische Verhalten zu ignorieren. Der Therapeut sollte Sympathie und Anerkennung für selbstbewusste, individuelle, dominante, erfolgsorientierte und eitle Menschen haben.

Die komplementäre Beziehungsgestaltung darauf ab, die verborgenen Motive des Patienten zu befriedigen, indem sie auf seine adaptiven Bedürfnisse eingeht. Dies kann dazu beitragen, dass der Patient sich verstanden und unterstützt fühlt, was die Therapiemotivation erhöht und die Notwendigkeit des narzisstischen Verhaltens reduzieren kann.

Woman jumping in the evening on sunset background. Motivation
Die Therapiemotivation spielt eine große Rolle

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Schamgefühle des Patienten aktiviert werden können, wenn er seine Bedürfnisse ausdrücklich erfüllt. Die Selbstoffenbarung des Therapeuten und die Normalisierung eines bedürftigen Zustands können in solchen Situationen hilfreich sein, denn eine tiefgreifende Störung der Persönlichkeit bedarf auch einer tiefgreifenden Beziehungsgestaltung. Authentität ist angezeigt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beziehungsgestaltung in der Therapie narzisstischer Patienten eine komplexe Aufgabe ist, die sowohl die sichtbaren Interaktionen als auch die verborgenen Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt. Dies erfordert von Therapeuten eine flexible und empathische Herangehensweise, die darauf abzielt, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und den Patienten bei der Erreichung adaptiver Ziele zu unterstützen.

Meine Haltung dazu:

Mir begegnen im Rahmener Arbeit immer wieder Menschen, die an sich selbst narzisstische Züge erkennen. Im Rahmen meiner Weiterbildung zum Schematherapeuten und der Prüfungsvorbeeitung für die Abschlussprüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie, erscheint es mir wichtig zu betonen, dass auch Menschen die, die Kriterien für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung erfüllen, es verdienen, erstmal komplett wertfrei angehört zu werden.

Vorurteile diesbezüglich lehne ich ab, denn damit ist niemandem geholfen. Für mich spielt es auch keine Rolle, was in der Vergangenheit in Beziehungen gelaufen ist. Ich bin kein Richter. Ich sehe mich als Begleiter, der eben Menschen dabei unterstützt, sich in ihrer Persönlichkeit und Beziehungsfähigkeit zu verbessern.

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